Review Rammstein – Rammstein in Amerika (Bluray/DVD)

Am 24. September 1995 setzten RAMMSTEIN mit “Herzeleid” den Startschuss zu einer schier unglaublichen Karriere: Mit bislang sechs Studio-Alben konnten die Berliner die Herzen von Millionen Fans erobern – doch selbst, wer mit der Musik von RAMMSTEIN nichts anzufangen weiß, muss vor den einzigartigen Liveshows der Truppe den Hut ziehen. So ist es keine Seltenheit, dass sich trotz der stattlichen Preise nicht nur Fans der Musik um Tickets reißen. Das Kredo lautet: eine RAMMSTEIN-Show sollte jeder einmal erlebt haben.

So ist es nicht verwunderlich, dass es im Jahr 2010 nur 20 Minuten dauert, bis die Berliner bei ihrem ersten Gastspiel in Amerika seit gut zehn Jahren The World’s Most Famous Arena, den New Yorker Madison Square Garden, bis auf den letzten seiner gut 20.000 Plätze ausverkauft haben. Und RAMMSTEIN wären nicht RAMMSTEIN, hätten sie dieses Mega-Event nicht für die Nachwelt dokumentiert – in HD und 5.1 Surround-Sound.

Wer sich so glücklich schätzen darf, RAMMSTEIN auf ihrer Tour zu Liebe ist für alle da live gesehen zu haben, kennt die schlichtweg beeindruckenden Showelemente der Tour schon – die Freude an der so imposant wie witzig inszenierten Darbietung schmälert das nicht im Geringsten. Ganz im Gegenteil: RAMMSTEIN schweißen und hämmern sich zum „Rammlied“ durch die Bühnenrückwand, feuern gefühlt in 100 Minuten mehr Pyrotechnik als ein reicher Chinese in seinem ganzen Leben und überraschen bei jedem Song mit einer neuen Showeinlage, die meist – richtig – mit noch mehr Pyrotechnik zu tun hat. Im MSG präsentierten Till Lindemann und Co. erstmals ihr komplettes Arsenal an Spezialeffekten in den USA.
Da RAMMSTEIN für die technische Umsetzung eines Livemitschnitts wohl so viel Geld wie nur wenige andere Bands lockermachen können, geht auf dem Weg vom Live- zum Heimkino-Erlebnis nur das Unabänderliche verloren: Die Band steht nicht im Wohnzimmer, es riecht nicht angebrannt und der Nebenmann schwitzt einem nicht beim Klatschen ins Auge. Was den Sound und die Atmosphäre angeht, ist bei dieser Bluray und DVD nur die heimische Multimedia-Ausstattung der limitierende Faktor.

Neben dem eindrucksvollen Live-Dokument beinhaltet das Packet noch zwei Dokumentationen: Zum einen ein unterhaltsames Making-Of zum Album „Liebe ist für alle da“, bei dem Gitarrist Paul Landers die sechs Wochen im und ums Studio so intensiv mitverfolgt, bis er zu hören bekommt: „Oh Paul, das nervt ganz doll, mach es einfach aus …“, zum anderen Hannes Rossachers große Dokumentation „RAMMSTEIN in Amerika“ . In gut zwei Stunden erzählt dieser Film die Geschichte von Deutschlands größter Rockband und deren Verhältnis zu Amerika bis hin zu jenem Abend, der auf DVD 1 festgehalten ist – der einmaligen Show vor zigtausend jubelnden Amerikanern im Madison Square Garden. Gefüttert mit Material aus den Privatarchiven der Musiker, Interviews mit RAMMSTEIN sowie mit Kollegen und Weggefährten wie Chad Smith (Red Hot Chili Peppers), Gene Simmons und Paul Stanley von KISS, Wes Borland (Limp Bizkit), Marilyn Manson, Jonathan Davis (Korn) oder Shawn Crahan (Slipknot), ist schon dieser Film für jeden Fan Kaufargument genug.

Es gibt Live-DVDs, die sind zeitlos. „Völkerball“ war so eine. „Schon wieder eine Live-DVD/Bluray von RAMMSTEIN?“ mag man deshalb denken und dabei ganz außer Acht lassen, dass seit der Veröffentlichung von „Völkerball“ mittlerweile auch schon wieder fast 10 Jahre vergangen sind. Somit hat „RAMMSTEIN in Amerika“ durchaus seine Daseinsberechtigung – auch wenn seitdem erst ein weiteres Album erschienen ist. Ein völlig neues Bühneprogramm, ein absolutes Best-Of-Set mit Fokus auf dem neuen Material und zwei absolut sehenswerte Dokumentationen liefern hierfür die handfesten Argumente. Es gibt Live-Veröffentlichungen, die sind zeitlos. „RAMMSTEIN in Amerika“ ist so eine.

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