Heilige Scheiße! Klar, wenn Lord Worm beteiligt ist, dann erwartet man sicher keinen Kuschelrock, denn was der Mensch bei Cryptopsy abgeliefert hat zählt zweifelsohne zu den Meilensteinen des (technischen) Death Metals (None So Vile, irgendjemand?). Nach dem grausigen 2008er Album „The Unspoken King“ verließ der Brüllwürfel Cryptopsy (mal wieder) und meldet sich nun mit RAGE NUCLÉAIRE zurück.
Und wie! „Unrelenting Fucking Hatred“ – klingt plakativ, ist aber so. Angepriesen wird das Ganze als Black Metal, was aber nicht mal anfängt, diesen Batzen Hass zu beschreiben. Das Schlagzeug klingt extrem nach Immortals „Battles In The North“, die Vocals schwanken zwischen Death-Metal-Gegrunze und Grind-Gekreische, Gitarre und Schlagzeug finden sich irgendwo in der Schnittmenge dieser Einflüsse ein.
Bereits der Opener „Violence Is Golden“ knallt so unglaublich heftig aus den Boxen, wie der klischeehafte Titel suggeriert. Mit dem Tempo eines ICEs wird hier geblastet, was die Felle hergeben. Die Gitarren verschwimmen beinahe zu einem Hintergrundgeräusch und vom Bass hört man zunächst nicht viel. Ungezügelte Aggression ist das Tagesmenü und wem dieser erste Song schon sauer aufstößt, dem sei dringend vom Rest der Scheibe abgeraten.
Dies soll jedoch nicht heißen, dass „Unrelenting Fucking Hatred“ frei sei von jeglicher Variation oder Abwechslung, ganz im Gegenteil. Besonders die Samples, von Lord Worm ja als zusätzliches Instrument angepriesen, tragen ihren Teil dazu bei, der Scheibe Tiefe zu verleihen. An manchen Enden kommt dann sogar eine Epik auf, die an Emperor erinnert, auch wenn diese Impulse aus dem (melodischen) Black Metal mit unglaublicher Intensität umgesetzt werden. „30 Seconds In The Killhouse“ wartet darüber hinaus mit regelrecht melodischen Gitarrenläufen auf, jedoch nicht, ohne seinen räudigen Charakter zu verlieren.
Diese leichter zugänglichen Teile der Songs sind das Salz in der Suppe, die RAGE NUCLÉAIRE so spannend machen und sich letztlich als entscheidendes Merkmal der musikalischen Ausrichtung erweisen. “The Gallows And The Black Coffin” und “Fields Of The Crucified” hingegen sind kompromisslose Abrissbirnen, die einfach nur Freude unterm Christbaum verbreiten. Diese Vielzahl von verwendeten Ansätzen machen das Gesamtpaket noch reizvoller, da eben nicht nur wild geprügelt wird, sondern durchaus auch Midtempo-Passagen vorhanden sind, epische Momente aufblitzen und erwähnte Samples die aberwitzige Brutalität immer wieder aufbrechen oder auch unterstreichen.
Einsortieren muss man dieses Werk selbstredend unter übelstes Geknüppel, da dem ungeübten Ohr die feinen Nuancen ob der überbordenden Wildheit, Brutalität und Abartigkeit des Ganzen entgehen werden. Wer jedoch Anaal Nathrakh zu seinen Vorlieben zählt, der kann hier bedenkenlos zugreifen, ist „Unrelenting Fucking Hatred“ doch genau dass: ein unglaublich derber Hassbatzen – einfach geil.
Wertung: 8.5 / 10