Pure Wrath - Hymn To The Woeful Hearts Cover

Review Pure Wrath – Hymn To The Woeful Hearts

Von September 1965 bis ins Jahr 1966 hinein ereignete sich in Indonesien eine grauenvolle Tragödie: Als Antwort auf einen angeblichen Coup verübten Teile des Militärs unter der Führung von General Suharto einen Massenmord an Kommunist*innen und diesen vermeintlich nahestehenden Menschen. Den zahlreichen im Zuge und in Folge dieses Massakers Verstummten reichte die indonesische Ein-Mann-Band PURE WRATH mit ihrer EP „The Forlorn Soldier“ (2020) ein Sprachrohr. Auch auf seinem nachfolgenden dritten Album „Hymn To The Woeful Hearts“ nimmt Einzelkünstler Januaryo Hardy sich dieses schrecklichen Verbrechens an – diesmal mit dem Fokus auf eine Mutter, die dabei ihren Sohn verlor und über ihren Schmerz wegen der jahrzehntelangen Unterdrückung Andersdenkender schweigen musste.

Es ist ein zutiefst aufwühlendes Thema, das Hardy mit entsprechend eindringlichen musikalischen Ausdrucksmitteln aufarbeitet. Nicht nur konzeptionell, sondern auch musikalisch ist „Hymn To The Woeful Hearts“ eine direkte Fortsetzung von „The Forlorn Soldier“. PURE WRATH spielt eine sehr intensive, aber durchwegs melodische Form von Black Metal mit dezenten symphonischen Anleihen.

Seinen kernigen Schreigesang tauscht der Solokünstler nur vereinzelt gegen etwas zu schwächliche Clean-Vocals ein, die gramvollen Gitarrenriffs lassen häufig klassische Second-Wave-Melodien im Stil von Dissection durchscheinen („Those Who Stand Still“) und Gastmusiker Yurii Kononov (ex-White Ward) lässt mit seinem brachialen Drumming keinen Stein auf dem anderen. Im bemerkenswert kraftvollen Mix nimmt außerdem der Bass eine ungewöhnlich dominante Rolle ein, was den Songs einen sehr mächtigen, den Raum ausfüllenden Klang verleiht.

Zwischendurch erlaubt PURE WRATH sich ein paar flüchtige Momente der Zärtlichkeit in Form von melancholischen Clean- und Akustikgitarreneinschüben, die das sonst so erdrückende Album stimmig auflockern. Vor dem thematischen Hintergrund eher unpassend, für sich genommen aber sehr schön anzuhören sind die gelegentlichen Klavierpassagen, die etwa am Ende von „Years Of Silence“ wie die Musikbegleitung einer Veranstaltung in einem prunkvollen Ballsaal klingen. Auch der rein instrumentale Titeltrack fällt mit seinen eleganten, unverzerrten Gitarrenarrangements und jazzig angehauchten Drums gefühlt aus dem Rahmen der Platte, ist als stimmungsvoller Ausklang jedoch ein willkommener Anlass, kurz innezuhalten und das bis dahin Gehörte auf sich wirken zu lassen.

„Hymn To The Woeful Hearts“ gibt durchaus den einen oder anderen kleinen Anlass zur Kritik. PURE WRATH hat auch auf seinem dritten Album noch keinen unverwechselbaren Stil entwickelt, die Keyboard-Orchestrierung hätte noch etwas lauter abgemischt werden können und an manchen Stellen wie etwa dem Outro erscheint die Platte ein bisschen inkonsistent. Alles in allem hat PURE WRATH allerdings ein aufrüttelndes, kompositorisch und klanglich solides Album geschaffen, das der Tragik der ihm zugrundeliegenden Ereignisse gebührend Rechnung trägt. Wer die zwei Jahre zuvor veröffentlichte EP schon gelungen fand, sollte auch „Hymn To The Woeful Hearts“ aufmerksam Gehör schenken und dabei einmal mehr den Opfern der darin besungenen Gräueltaten gedenken.

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Wertung: 7.5 / 10

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