Review Pup – The Dream Is Over

Die vollkommene Aufopferung für die Verwirklichung des Lebenstraums, das Überkommen gesundheitlicher Grenzen, um die Musik nicht aufgeben zu müssen: Nach knapp 500 Shows wurden bei PUP-Frontmann Stefan nach kurzzeitigem Stimmverlust Zysten auf den Stimmbändern diagnostiziert, was den behandelnden Arzt zur Äußerung „The Dream Is Over“ brachte. So einfach warfen PUP danach allerdings nicht das Handtuch: Nach harter Arbeit an seiner Gesangstechnik und durch schier unermüdlichen Willen ist „The Dream Is Over“ nun keine Diagnose mehr, sondern der Titel des absolut überdrehten, verspielten und großartigen zweiten Albums der poppigen Punkband aus Toronto.

Der ruhige Anfang des Openers „If This Tour Doesn’t Kill You, I Will“ wiegt 52 Sekunden lang in Sicherheit und täuscht so etwas wie Besonnenheit vor, nur um von da an sekündlich aufzudrehen, bis der Song in einem nahezu epischen Sing-A-Long endet, der quasi nahtlos in „DVP“ übergeht, das auch eine Neuvertonung eines alten Benny-Hill-Videos darstellen könnte. PUP räumen somit gleich zu Beginn alles aus dem Weg, was bei 10 nicht auf dem Baum ist, sich überschlagende Stimme, Feedbackpfeifen, „Oh-Oh-Oh“-Chöre und unwiderstehliche Poppunk-Melodien inklusive. Dieses Level an Energie, ungezügelter Leidenschaft, an schierer Begeisterung und Spaß können PUP über alle zehn Songs auf „The Dream Is Over“ halten. Dabei weisen die Texte unglaublich viel Wortwitz auf, die Musik dazu gerät trotz ihrer generell überdrehten Stimmung dennoch abwechslungsreich: Nach dem hochmelodisch-fröhlichen Beginn des Albums klingt „The Coast“ nahezu melancholisch und stellenweise wütend, „Old Wounds“ sogar richtiggehend angepisst, während es zum Abschluss mit „Pine Point“ ruhiger, vor allem langsamer und nachdenklicher wird – dennoch oder gerade deswegen ein absoluter stimmiger Abschluss dieses Vollgas-Dauerlaufs von einem Album.

Wenn man „The Dream Is Over“ etwas vorwerfen kann, dann dass PUP darauf eine packende Melodie an die nächste reihen, ihre Songs recht regelmäßig durch mehrstimmigen Gesang, fuzzig-verzerrte Gitarren und eine scheppernde Produktion bestimmt sind und so alles relativ ähnlich klingt – allerdings auch relativ ähnlich fantastisch. Sicherlich sind die vier Kanadier keine musikalischen Feingeister und erfinden das Rad auf ihrem zweiten Album nicht neu; die Spielfreude, die darauf in jeder Note zu hören ist und die Kurzweiligkeit, die „The Dream Is Over“ bestimmt, macht dieses Album aber definitiv zu einem der größten Poppunk-Highlights des Jahres.

https://vimeo.com/154629750

Wertung: 9 / 10

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