PSYCHOPUNCH, obgleich schon seit über einem Jahrzehnt existierend, genauer gesagt seit 1998, traten mir erst beim Summer Breeze 2010 erstmals in Erscheinung. Die Labelkollegen der Schwabener Düster-Rocker von End Of Green, die mit bereits neun Alben in 12 Jahren einem beachtlichen Veröffentlichungsrhythmus folgen, legen mit „The Last Goodbye“ jetzt ihr neuestes Werk vor.
Und das Titelbild macht auch gleich unmissverständlich klar, worum es auf „The Last Goodbye“ geht: Frauen! Dazu setzt man auf bewährte Stilmittel wie äußerst „ausgefallene“ Metaphern („My heart is so broken, it feels like thousand pieces shattered on the floor“ oder auch „I’m broken, please fix me“), klassischen Rock’n Roll-Gesang, der von Sänger JM sehr gut rüber gebracht wird, mit einer Stimme, die hier und da an Lemmy Kilmisters vom Jackie zerstörtes Organ erinnert, und das konsequente Ignorieren von englischer Grammatik (siehe die Textzeile „She don’t (beliebiges Wort einfügen)“, die auf „The Last Goodbye“ wahnsinnig oft zu hören ist). Über weite Strecken klingt Sänger JMs Gesang jedenfalls sehr authentisch und passt zu dem, was PSYCHOPUNCH musikalisch zu bieten haben, wie die Faust aufs Auge. Hier tummeln sich neben meist im Midtempo angesiedelten Nummern („Long Time Coming“, „Better Off Dead“ auch etwas flottere Songs wie das extrem ohrwurmige „The Way She’s Kissing“ (inklusive „Aaaah“ und „oooh“ im Refrain), „She Don’t Really Mind“ oder „I’m Not Over You“. PSYCHOPUNCH setzen dabei in der Regel auf treibende Rhythmen, die ein nicht zu verachtendes Country-Feeling aufkommen lassen, sodass man stets das Gefühl hat, sich nicht im kalten Schweden, sondern irgendwo im wilden Westen der USA zu befinden. Dazu gesellt sich das ein oder andere Solo-Lick, was die recht simpel gestalteten Songs immer wieder auflockert. Klar, ab und zu beschleicht einen (man mag fast schon sagen: „natürlich“) ein „Déjà-Entendu“-Gefühl, aber PSYCHOPUNCH haben definitiv ihren eigenen Stil und dass sich da das ein oder andere Lied etwas bekannt anhört, ist auch eine rein subjektive Empfindung.
Bis auf den ziemlich trantütigen Titeltrack (lahm, uninspiriert, langweilig und thematisch auch nicht anders als der Rest der Platte) gibt es beim neuesten Output der Schweden also nix auszusetzen. Wer auf kurzweiligen Rock’n Roll steht, wem Abwechslungsreichtum nicht unglaublich wichtig ist, und wer sich nicht davon stören lässt, dass sich die größten Sehnsüchte von JM & Co wohl schon seit Geburtsalter nur um das weibliche Geschlecht drehen, darf bedenkenlos zuschlagen und sich auf sein Pferd schwingen oder im Bierzelt so lange schunkeln, bis er von der Bank fällt. Olé!
Wertung: 7.5 / 10