März 2018

Review Primordial – Exile Amongst The Ruins

An PRIMORDIAL scheiden sich seit jeher die Geister: Während die Iren für die einen der Inbegriff authentischer, von Herzen kommender, düsterer Musik mit einem ganz eigenen Charakter irgendwo zwischen Pagan und Folk sind, wenden sich die anderen schnell gelangweilt ab. Denn zugegeben: Stilistisch sind PRIMORDIAL wenig wandelbar, und auch innerhalb ihres eigenen Kosmos agieren Fronter Alan Nemtheanga und Konsorten seit jeher recht vorhersehbar. An all dem dürfte auch Album Nummer neun, „Exile Amongst The Ruins“, nichts ändern.

Hinter dem leider etwas unspektakulären Cover-Foto eines eher rudimentär erhaltenen Reliefs, das sich aber zumindest thematisch nahtlos an die letzten Artworks anschließt, verbirgt sich aufs erste Hören ein typisches PRIMORDIAL-Album. Nach kurzem Intro geht es direkt mit dem gewohnt groovigen Schlagzeug los, ehe Gitarren und der unverkennbare Gesang von Nemtheanga einsetzen. Gerade letzterer vermag auf „Exile Amongst The Ruins“ mehr denn je zu begeistern: Kraftvoll, ausdrucksstark und immer wieder für Gänsehaut gut, schwingt sich Alans markante Stimme hier in mitreißenden Melodien zu immer neuen Höhepunkten auf.

Wer sich etwas eingehender mit „Exile Amongst The Ruins“ beschäftigt, erkennt dann auch die Unterschiede zu den vorangegangenen Releases – ganz so typisch wie zunächst gedacht ist das Album nämlich doch nicht. Auffällig ist hier zunächst der Sound: Waren PRIMORDIAL bislang stets für einen runden, weichen und sehr satten Gesamtsound bekannt, klingt „Exile Amongst The Ruins“ einerseits vergleichsweise schneidig, andererseits nicht so dick aufgepolstert. Gemeinsam mit den sehr lebendigen Akustik-Gitarren ergibt sich so ein Klangbild, das dem Material mit seinem leicht geänderten, breiter gefächerten Charakter bestens zu Gesicht steht. Denn auch hier ist ein leichter Wandel festzustellen: Statt stets in rollendem Rhythmus die Epik der Songs zu unterstreichen, sägen die Gitarren auch mal straighte, mitunter fast schwarzmetallene Riffs und Melodieläufe („Nail Their Tongues“, „Whrere Lie The Gods“), oder PRIMORDIAL versuchen sich an vergleichsweise sanften Klängen („Exile Amongst The Ruins“, „Stolen Years“).

All das ist natürlich weit davon entfernt, als gravierende Weiterentwicklung durchzugehen – PRIMORDIAL sind auch mit diesem Album auf die ersten Takte als PRIMORDIAL zu identifizieren. Von ihren Fans wie auch von ihren Kritikern. Dennoch zeigen die leichten Kursänderungen, dass sich die Iren durchaus noch Gedanken über ihren Sound machen und nicht bloß alten Gewohnheiten folgen. Denn eines ist klar: Wenngleich sich angesichts des Artworks die Metapher auch noch so sehr anbiedert, so kann man doch wahrlich nicht behaupten, „Exile Amongst The Ruins“ wäre gesichtslos.

War schon der „Where Greater Men Have Fallen“ eine Spur düsterer und puristischer sein als seine Vorgänger, legen PRIMORDIAL mit „Exile Amongst The Ruins“ dahingehend nochmal nach. Das Resultat ist ein vielseitiges, und doch in sich stimmiges, extrem fokussiertes Album, das die letzten beiden, bisweilen etwas ziellos wirkenden Werke ohne Weiteres hinter sich lässt und es somit fast mit Meisterwerken wie „ To The Nameless Dead“  oder „ The Gathering Wilderness“ aufnehmen kann.

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Wertung: 8.5 / 10

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