Review Poets Of The Fall – Signs Of Life

  • Label: Insomniac
  • Veröffentlicht: 2005
  • Spielart: Rock

Harte Kerle bitte einmal wegschauen, hier kommt Schmus daher! Oder wagt einfach mal den Sprung über den eigenen Schatten und gönnt euch ein wenig Schmus, denn lasst euch gesagt sein – so grandios aufgeführten Schmus, wie ihn die POETS OF THE FALL bieten, hört man nicht alle Tage. Aber von Anfang an: Die POETS kommen aus Finnland und fanden sich erstmals im Jahre 2003 zusammen. Aufgrund von akutem Geldmangel zog Sänger Marko bald zurück zu seinen Eltern in den Keller, als Aufnahmestudio diente das Wohnzimmer von Keyboarder Captain. Die erste Single, „Late Goodbye“, könnten einige von euch sogar kennen – sie fand im Videospiel „Max Payne 2“ Verwendung. 2005 erschien dann schließlich „Signs of Life“ und sorgte dafür, dass die drei Herren sich über großartiges Feedback freuen durften, etwa den Gewinn der finnischen Version des Emmy für den besten Newcomer.

Was kann das also für Musik sein, die im Wohnzimmer produziert wird und einen (finnischen) Emmy abräumt? Nun, ganz grob gesagt beinhaltet „Signs of Life“ eine Mixtur aus etwas Rock, ein wenig mehr Pop, akustischen Gitarren, der sanften, markanten Stimme von Marko und einem Sack voll toller Melodien. Ja, ich weiß, das gibt es wie Sand am Meer – aber manchmal ist das Ganze eben doch größer als die Summe seiner Teile.
Erstmal sei gesagt, dass ich NIE gedacht hätte, dass dieses Album in einem Wohnzimmer produziert wurde – es klingt eigentlich alles wie professionell aufgenommen, rund, sauber und klar, wirklich erstaunlich! Was die POETS aber so großartig macht, ist ihre Fähigkeit, Lieder zu schreiben, die zwar direkt ins Ohr gehen und dort auch so schnell nicht mehr verschwinden, gleichzeitig aber nicht im Geringsten, nicht auch nur im Ansatz „flach“ oder aussagelos erscheinen. Ganz im Gegenteil – ich habe nur ganz, ganz selten Musik erlebt (das ist hier wirklich das richtige Wort), die derart intensiv Bilder vor das innere Auge zaubert. Es ist einfach diese Sorte Musik, bei der man sich selbst im Auto bei Nacht über eine dunkle Landstraße fahren oder im Zug sitzen und die vorbeirauschende Landschaft betrachten sieht…

Das ist das große Plus der POETS und das, wofür ich sie liebe – ihr habt euch doch sicher schon einmal einen Soundtrack für euer Leben zusammengesucht, oder? Ich habe die Band vor mittlerweile etwa drei Jahren kennengelernt (an dieser Stelle einen lieben Gruß und ein dickes fettes DANKE an Gunnar, der „Lift“ im Auto laufen hatte), und seit diesen Tagen sind sie zu einer konstanten Begleitung für mich geworden; der Stil, der auf „Signs of Life“ speziell mit Titeln wie „Stay“, „Someone Special“ und „Lift“ praktiziert wird, der so unglaublich effektiv Kopfkino hervorruft, hat die Musik der drei Finnen auf ewig mit melancholischen, aber auch mit überaus schönen Erinnerungen verknüpft, und immer wieder gelingt es den Liedern, diese Erinnerungen in mir aufleben zu lassen.
Das klingt jetzt alles sehr metaphysisch, aber auch musikalisch stimmt hier alles. Das fängt, wie erwähnt, bei der Produktion an, geht mit der kolossal guten Melodieführung und einfühlsamen Gitarrensoli weiter und endet in den zahlreichen kleinen Details in der Soundkulisse, die sich erst nach mehrmaligem Hören offenbaren – und mit „Don’t mess with me“ findet sich lediglich ein kleinerer Ausfall auf „Signs of Life“. Und ich denke, der Erfolg gibt den POETS Recht: In wenigen Jahren sind sie zu einem der größten Rockexporte Finnlands gereift. Wenn ihr auch nur im Geringsten etwas mit wunderschöner, tiefgründiger Rock/Pop-Musik anfangen könnt und die POETS OF THE FALL noch nicht kennt – tut euch selbst einen Gefallen und hört einmal rein. Ich verspreche euch, ihr werdet es nicht bereuen!

Wertung: 9.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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