Review Phil Campbell And The Bastard Sons – We’re The Bastards

  • Label: Nuclear Blast
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Rock

Wenn Musiker eines nicht können, dann in Rente gehen. Das sieht man an Bands wie den Rolling Stones, Uriah Heep oder Deep Purple, aber auch an Musikern, deren Bands bereits Geschichte sind. So könnte ein PHIL CAMPBELL voll Stolz auf sein Lebenswerk mit Motörhead zurückblicken und es damit dann aber auch einfach gut sein lassen. Stattdessen tingelte der Waliser noch kurz vor der Pandemie-Pause mit seinem Projekt PHIL CAMPBELL AND THE BASTARD SONS durch die kleinen Clubs Europas, veröffentlichte ein Soloalbum („Old Lions Still Roar“, 2019) und legt nun, kein ganzes Jahr später, den zweiten Langspieler der BASTARD SONS nach.

Dass der Mann Rockmusik schreiben kann, muss er so wenig noch jemandem beweisen, wie es lobend erwähnt werden muss: Natürlich ist PHIL CAMPBELL ein herausragender Gitarrist, der ein Gespür für Riffs, Soli und den richtigen Sound hat. Insofern ist die Stilfrage entscheidend: Was macht ein Mann mit so viel Talent und Erfahrung aus beidem? Im Falle von PHIL CAMPBELL AND THE BASTARD SONS muss man leider sagen: nicht viel.

Auf das nicht eben weltbewegende, aber immerhin recht knackige und damit unterhaltsame Debüt „The Age Of Absurdity“ (2018) lässt die Campbell Family nun mit „We’re The Bastards“ ein über weite Strecken völlig belangloses Rock-Album folgen, das weder seine glorreichen Taten mit Motörhead untermauert noch für sich selbst steht: Los geht es mit dem Titeltrack, der musikalisch und textlich genau so seicht ist, wie der Titel befürchten lässt. Rock-Plattitüden (textlich) treffen auf Rock-Standards (musikalisch) – solide umgesetzt mit Rock-Gesang und Rock-Sound, dabei aber absolut generisch und ohne Wiedererkennungswert.

Auf genau diesem Level geht es durch viel zu lange 53:18 Minuten: „We’re The Bastards“ plätschert mit 08/15-Radio-Rock vor sich hin – da hilft selbst die Mundharmonika im „Desert Song“ (wie kreativ – gähn) nicht weiter. Dazwischen lassen ein paar Riffs mal Motörhead durchblitzen („Son Of A Gun“, „Keep Your Jacket“, „Hate Machine“), klingen dabei aber nach nicht mehr als einem lauwarmen Aufguss. Und vor der abschließenden Pflichtballade „Waves“ (überraschend gut!) lassen PHIL CAMPBELL AND THE BASTARD SONS mit der Punk-Rock-Nummer „Destroyed“ nochmal ganz rebellisch die Sau raus. Nun ja.

Während PHIL CAMPBELLS Soloalbum durch die Gastsänger und die auf diese zugeschnittenen Songs wenigstens mit stilistischer Vielfalt aufwarten konnte und sein Debüt mit den BASTARD SONS immerhin „gerockt“ hat, verbindet „We’re The Bastards“ die Schwächen beider Welten: Das Resultat ist leider ein ziemlich durchschnittliches und damit ziemlich langweiliges Rock-Album ohne Ecken und Kanten – von Hits ganz zu schweigen. Da hilft es auch nichts, dass sich „We’re The Bastards“ im Titel unverblümt an die unsterblichen Motörhead anbiedert.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wertung: 5.5 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert