PHANTOM X haben sich durch ihre drei bisherigen Alben als Underground-Band inzwischen einen ansehnlichen Ruf erspielt. Ihr viertes Werk, „The Opera Of The Phantom“ erscheint nun über Pure Steel Records und könnte die Truppe somit noch etwas mehr ins Licht der Öffentlichkeit rücken.
„The Opera Of The Phantom“ ist als Konzeptwerk ausgelegt. Ob es trotz der vertauschten Worte im Titel auf dem Roman „Das Phantom der Oper“ beruht, kann ich nur mutmaßen, da mir keine Texte vorliegen. Rein von der ganzen Atmsophäre des Werkes würde es mich aber nicht wundern. Die verarbeiteten Emotionen und Stimmungen sind vielschichtig, und dem passen sich auch die Stücke an. Zwischen manchen Songs leiten gesprochene Parts über bzw. weisen schon auf den lyrischen Inhalt des folgenden Track hin.
Das eröffnende „Storms Of Hell“ ist recht geradlinig und kraftvoll und punktet mit einem einprägsamen Bridge-Refrain-Konstrukt. Als Einsteiger gut gewählt, um die Hörer nicht sofort herauszufordern. Bei „Rise Of The Phantom“ wird die Atmosphäre düsterer und tiefgründiger. Umgesetzt wird dies in fast doomiger Art in getragenem Tempo mit sehr langgezogenen Riffs. Der Groove ist dennoch druckvoll und mächtig. Man kann die Bedrohung, die hier vermittelt werden soll, fast spüren. Mit dem kurzen Instrumental „Discovery“ schlägt die Stimmung in eine fast romantische Art um, bevor „The Mask“ eine aufrüttelnde Atmosphäre initiiert.
Solch ein Wechselspiel an Emotionen zieht sich durch das Werk und wird auch durch eine kompositorische Vielfalt hervorragend dargestellt. Es wird auf Up-Tempo-Attacken ebenso zurückgegriffen, wie auf kraftvolle Stampfer, komplex strukturierte Songs oder Stücke mit epischem Charakter. Und bei all dem Abwechslungsreichtum beweisen PHANTOM X auch noch in jeder Facette ihres Sounds ein feines Händchen für das Songwriting. Man kann so auch nur schwerlich spezifische Anspieltipps herausfischen, da die Stücke eigentlich viel zu mannigfaltig sind, um miteinander verglichen oder aneinander gemessen zu werden. Als Fan kraftvoller, schneller und geradliniger Tracks sprechen mich persönlich „Storms Of Hell“, „Stormriders“, „Everhell“, „Deep Six Down“ und „Your Majesty“ (ein Tribut an Ronnie James Dio übrigens) am meisten an, dennoch finde ich jedes Stück auf seine Art gelungen, und das Album als vielschichtige, konzeptionelle Einheit sowieso.
Was die technische Seite angeht, kann man eigentlich nur hinzufügen, dass alle Musiker einen einwandfreien Job abliefern, um dieses sicherlich nicht einfach darzustellende Werk so gut in Szene zu setzen. Gesondert erwähnen sollte man vielleicht noch die unheimlich variable Gesangsvorstellung von Kevin Goocher.
Hier haben wir wieder einen Leckerbissen für Freunde eines sehr abwechslungsreichen und vielschichtigen US Power Metal. PHANTOM X erschaffen mit „The Opera Of The Phantom“ ein großartiges, anspruchsvolles Konzeptalbum, mit dem ihnen nun hoffentlich auch der internationale Durchbruch gelingt.
Wertung: 8.5 / 10
Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info