Review Perturbator – Lustful Sacraments

  • Label: Blood Music
  • Veröffentlicht: 2021
  • Spielart: Electronic

PERTURBATOR beflügelt die Neugier. Nicht nur auf den Inhalt seines neuesten Albums „Lustful Sacraments“, sondern schon mit dem Cover; passend zum Albumtitel erweckt es den Eindruck, man befinde sich inmitten eines Kirchenbaus. Wer Barcelonas populäre Sehenswürdigkeit, die Sagrada Família, bereits einmal von innen besuchen durfte, könnte sich sogar unweigerlich an den kräftigten warmen Lichteinfall auf der Ostseite erinnert fühlen. Der Titel, das Cover – PERTURBATOR goes Christian?

James Kent bediente bereits in der Vergangenheit ungern Erwartungshaltungen; während der erste Schwung seiner Veröffentlichungen noch deutlich dem Retrowave zuzuordnen sind, brach der Franzose ein wenig mit dieser Zugehörigkeit, indem er „New Model“ (2017) veröffentlichte. PERTURBATORs Tracks darauf sind düsterer, mehr für die Regen- als für die Sonnentage geeignet. Diese Stimmung greift Kent auch in „Lustful Sacraments“ auf, einem Album, das laut eigener Aussage von Unzufriedenheit, schlechten Angewohnheiten und Sucht handelt – und nicht nur den Albumnamen verständlicher werden lässt, sondern auch die Vorab-Single „Excess“. Neben diesem Song befinden sich noch acht weitere Tracks auf „Lustful Sacraments“, wobei die gesangliche Untermalung bei zwei Songs der amerikanischen Post-Punk-Band True Body sowie der Doom-Combo Hangman’s Chair aus Frankreich obliegt.

Um den Spannungsbogen bei den Fans aufzulösen, die bereits länger das Schaffen von PERTURBATOR verfolgen: Ja, auch auf seinem neuen Album erfindet sich Kent ein Stück weit neu, denn im direkten Vergleich zum Vorgänger „New Model“ ist auch „Lustful Sacraments“ erneut eine Überraschung. Der überdeutliche Post-Punk-Einfluss („Excess“, „Secret Devotion“) verschiebt die Position von PERTURBATOR auf der Retrowave-Landkarte erneut ein Stück weiter an den äußeren Rand. Die Dunkelheit der letzten Veröffentlichung wird noch mehr kultiviert, ihre Richtung könnte nun aber mehr in Goth-/ Darkwave-Clubs Anklang finden als auf Retrowave-Partys. Neben Kents neuer Vorliebe für Post-Punk aus den 80er Jahren ist es allerdings auch die Zugänglichkeit, die überrascht – nicht, weil sie vorhanden ist, sondern weil sich PERTURBATOR einen (großen) Schritt von ihr entfernt hat.

Neben der Single-Auskopplung „Dethroned Under A Funeral Haze“, einem Track, der trotz Friedhofsatmosphäre irgendwie verschroben romantisch ist, ist es die Dynamik von „Excess“ und die ungeahnt tolle Steigerung in „God Says“, die „Lustful Sacraments“ mit Highlights ausstattet. Mit den Songs dazwischen, die kein offenkundiges Stilmittel wie die erwähnten Lieder besitzen, gestaltet es sich schon schwieriger. Ohne „The Other Place“ oder „Messalina, Messalania“ als Füllmaterial degradieren zu wollen, bieten beide Songs etwas, was sich an anderen Stellen der Platte besser, um ehrlich zu sein, hörenswerter, befindet. PERTURBATOR erschafft hier eine konstruierte Atmosphäre ohne nennenswerten Erinnerungsfaktor. Man wird das Gefühl nicht los, dass „Lustful Sacraments“ kein homogen geschaffenes Album ist, sondern eher eine Ansammlung von Songs aus unterschiedlichen Schaffungsphasen. Das ist insofern schade, als Kent die Fans vier Jahre auf neue Musik hat warten lassen.

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Wertung: 7 / 10

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