Review Parkway Drive – Darker Still

  • Label: Epitaph
  • Veröffentlicht: 2022
  • Spielart: Rock

Anfang des Jahres sorgten PARKWAY DRIVE mit der Ankündigung einer Bandpause und der Absage ihrer Nordamerika-Tour für Sorgenfalten bei den Fans. So mancher fragte sich, ob die Band nun auf dem bisherigen Höhepunkt ihres Erfolgs vor dem Aus steht. Und dieser Höhepunkt war gewaltig. 2019 headlinten die Jungs aus Byron Bay das Wacken Open Air, verewigten diesen Auftritt im Rahmen eines beeindruckenden Konzertfilms und krönten damit ihren bis dahin ungebremsten Aufstieg. Doch anstatt diesen Aufstieg nach Corona fortzusetzen, zog sich die Band erstmal zurück und arbeitete am neuen Album „Darker Still“, mit dem nun das Comeback eingeläutet werden soll. So viel ist schon mal sicher: Mit dieser Scheibe empfehlen sich PARKWAY DRIVE endgültig für die größten Stadien dieser Welt und lösen auch die letzten Verbindungen zu den Anfangstagen ihrer Karriere.

Zu Beginn sorgt Gitarrist Jeff Ling aber erstmal für Gänsehaut. Auch wenn der Mann keine fetten Metalcore-Riffs mehr schreibt, ein Händchen für Melodien hat er definitiv entwickelt. Der Opener „Ground Zero“ trumpft gleich mal mit einer wahnsinnig packenden 80er-Jahre-Glam-Melodie auf, die live aus tausenden Kehlen mitgesungen für monumentale Momente sorgen dürfte. Und genau darum geht es auf „Darker Still“, PARKWAY DRIVE jagen immer der nächsten großen Melodie, dem nächsten Mitsing-Refrain und den nächsten Stadion-Momenten hinterher und an vielen Stellen finden sie sie auch. Wenn „Ground Zero“ auf der anstehenden Europa-Tour nicht an erster Stelle der Setlist steht, geht irgendetwas nicht mit rechten Dingen zu. So groß die Euphorie ist, so schnell geht sie wieder in den Keller. Denn das folgende „Like Napalm“ ist stumpfsinnigster Modern Metal der Marke Five Finger Death Punch. Ähnlich uninspiriert gestalten sich auch „Imperial Heretic“ und „If A God Can Bleed“. Gerade in Anbetracht des restlichen recht starken Materials ist es unverständlich, wieso sich die Australier kompositorisch auf das aktuelle Niveau von Ivan Moody und Co. begeben.

Der Rest des Albums ist ein wilder Ritt durch alle Großen Subgenres von Rock und Metal. „Glitch“ ist in die Moderne geholter Nu Metal, „The Greatest Fear“ eine Mischung aus Heavy und Power Metal mit einem wahnsinnig guten Solo von Jeff Ling und der Titeltrack der mutige Versuch, in die hymnischen Gefilde des Classic Rock vorzustoßen. Gerade „Darker Still“ dürfte auch die letzten Fans der alten Tage verscheuchen, kommt der Titelsong doch komplett ohne harsche Vocals und harte Gitarren aus, sondern setzt stattdessen auf Streicher, cleane Gitarren, etwas Drums und viel Atmosphäre. Man sieht förmlich das Meer aus Feuerzeugen. Mit „Soul Bleach“ findet sich schließlich noch eine Art Fingerzeig in Richtung Metalcore und tatsächlich macht die Nummer mit Pantera-Anleihen ordentlich Druck. Mindestens ein Moshpit sollte also drin sein. Das Finale „The Heart Of Darkness“ ist schließlich noch einmal moderner PARKWAY-DRIVE-Sound in Reinform. Winston feuert düstere Vocals im Nu-Metal-Style heraus, während die Saitenfraktion abwechselnd krachende Modern-Metal-Riffs und flinke Soli zaubert. Was aber spätestens hier auffällt: Drummer Ben Gordon ist bei diesem neuen Sound schwer unterfordert und kann seine Stärken definitiv nicht ausspielen.

Schlussendlich ist „Darker Still“ ein Album mit guten bis großen Momenten, viel Stadion-Potenzial, ein paar stumpfen Ausfällen und ohne große Überraschungen. Vom Titeltrack vielleicht abgesehen, haben PARKWAY DRIVE ihren Sound konsequent und logisch weiterentwickelt und gerade Jeff Ling hat eine beeindruckende Wandlung hingelegt. „Darker Still“ mag weder innovativ wie „Atlas“ noch wuchtig wie „Deep Blue“ sein, macht aber trotzdem die meiste Zeit über einfach Spaß. Ständig nörgelnde Fans der ersten Stunde sollten ihre Tränen trocknen, aufhören, Hasskommentare im Netz zu verbreiten und einfach akzeptieren, dass sich PARKWAY DRIVE mehr und mehr zum nächsten großen Headliner härterer Gitarrenmusik entwickeln.

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Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Juan Esteban

Ein Kommentar zu “Parkway Drive – Darker Still

  1. Puh, also beim ersten Durchlauf ist das schon… langweilig. Das klingt leider sehr nach einer Entwicklung in Richtung FFDP, Volbeat und Konsens-Metal. Gute Melodien sind durchaus ein paar dabei, „Soul Bleach“ ist ein ziemlich mächtiger Song, aber im großen und ganzen wirkt das wie ein halbgarer, gebremster Versuch, von allem ein bisschen zu machen und nichts davon ist so richtig spannend oder interessant. Bin sehr gespannt, was davon heute Abend in Leipzig gespielt wird und wie sich das neue Material allgemein auf die Setlist und die Darbietung älterer Songs auswirkt.

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