Mit ihren ersten drei Alben haben PAPA ROACH ihre bisher größten Erfolge erzielt, die besten Chartplatzierungen und zahlreiche Gold- und Platinauszeichnungen abräumen können – wohl gemerkt unter dem New Metal-Banner. Dann deutete sich mit dem 2006er-Werk „The Paramore Sessions“ ein Stilwechseln an, der sich mit dem drei Jahre später folgenden „Metamorphosis“ endgültig in Richtung Alternative Rock vollzog. Ende Juni erschien mit „… To Be Loved: The Best of Papa Roach“ die erste Best of-Compilation mit Material aus 17 Jahren PAPA ROACH und auf den Tag genau zwei Monate später Ende August „Time For Annihilation… On The Record And On The Road“.
Wer nun allerdings ein komplettes Studioalbum mit neuen Songs erwartet, wird enttäuscht. Tatsächlich finden sich auf „Time For Annihilation…“ lediglich fünf neue Studiotracks – die restlichen neun sind Live-Versionen älterer Titel. Die Band beschreibt den Silberling daher als perfekte Verbindung von Straße und Studio, jedoch dürfte sich bei allen Fans, die jetzt in freudiger Spannung der kommenden Tracks ausharren, Ernüchterung einstellen. „Burn“ versprüht lediglich ansatzweise die Atmosphäre alter Song der Kalifornier und es zeichnet sich schon leicht ab, dass auch die kommenden Tracks relativ kraftlos aus der Anlage plätschern werden.
Der austauschbare Eindruck, den der Opener auf den Weg gebracht hat, will auch mit „One Track Mind“ und „No Matter What“ nicht weichen. Den Gipfel der Unbedeutsamkeit erklimmt dann allerdings „Kick In The Teeth“, dessen Titel angesichts der hier dargebotenen Klänge mehr als irreführend ist. Äußerst schwächlich, kraftlos und ohne jede Dynamik – weder gesanglich noch instrumental – plätschern die knapp drei Minuten vor sich hin. Mit PAPA ROACH hat das nicht mehr viel zu tun, selbst man die Sachlage unter Berücksichtigung der neuen Ausrichtung des Quartetts betrachtet. Alternative Rock kann spritzig sein und vor Energie strotzen, aber beides trifft auf diesen ersten Drittel von „Time For Annihilation…“ definitiv nicht zu.
Erst anhand von „Enemy“ kommt ein klein wenig vom alten PAPA ROACH-Feeling, auch die Aggressivität im Gitarrenspiel von Jerry Horton lässt sich wieder ansatzweise vermuten – passend zum Startschuss in den Live-Teil der Scheibe. Der wartet direkt zu Beginn mit „Getting Away With Murder (live)“, einem der bekanntesten Songs der US-Amerikaner überhaupt, auf. Das Publikum scheint auch auf „… To Be Loved (live)“ und vor allem dem altgedienten Chartbreaker „Scars (live)“ tierisch abzufahren, die Stimmung übertragt sich ganz unweigerlich auch auf den Hörer. Überraschend und äußerst positiv ist dabei übrigens die Tatsache anzumerken, dass die Songs nicht totproduziert wurden und trotz guten Sounds deutlich hörbar ist, dass sie auch tatsächlich live von einer Bühne aus gespielt wurde – was heute nicht mehr selbstverständlich ist.
Das Fazit zur Scheibe ist deshalb nicht schwer zu fällen: Ein Live-Album wäre wohl ein Erfolg auf ganzer Linie geworden, gerade weil hauptsächlich altes Material darauf enthalten gewesen wäre. Die neuen Tracks machen, bis auf die angesprochene Ausnahme, wenig Lust auf einen sicherlich kommenden Full-Length-Streich, sollte dieser derart kraftlos, uninspiriert und nichtssagend ausfallen. Unter diesen Umständen weiß deshalb auch „Time For Annihilation… On The Record And On The Road“ nur bedingt zu gefallen. Schade eigentlich.
Keine Wertung