Review Papa Roach – Lovehatetragedy

Zwei Jahre waren nach „Last resort“ vergangen und je näher der Erscheinungstermin rückte, desto mehr fragte man sich, wie das neue Album klingen wird. Typischer, kantig runtergespielter New Metal oder ein Fortschritt? Papa Roach zogen letzteres vor und legten mit ihrem jüngsten Werk ein erstaunlich homogenes Album vor.

„M-80“ mag zwar ein etwas ausgefallener Titel sein, dahinter verbirgt sich jedoch pure Energie und Geschwindigkeit. Es wird ins Schlagzeug gedrischt, es gesellen sich einschlagende Riffs dazu, dazu die mehr geschrienen als gesungenen Vocals von Frontmann Shaddix – für manche mag es zwar dem Thrash Metal nahe kommen, für mich klingt das eher wie Punkrock der härteren Gangart. Bei „Life Is A Bullet“ schaltet man das Ganze eine Stufe zurück, träge schleppen sich die Gitarren nach vorne, ein sich steigernder Refrain setzt ein und versprüht Melodie und Härte. „Time And Time Again“ wird wieder eine Ecke schneller, auch hier wieder steigernder Refrain, der mir jedoch etwas zu melodisch und teilweise auch poppig wird. Am Ende dezentes Shouting, der durch richtiges Shouting hätte mehr Power in den Song gebracht. Back to the roots dann bei „Walking Thru Barbed Wire“. Was viele nicht wissen – der Song wurde bereits fünf Jahre zuvor aufgenommen, lediglich etwas überholt. Auch hier wird es schneller, es setzen schneidende Riffs ein, die für meinen Geschmack ein wenig zu abgestimmt klingen.

Die erste wirkliche Überraschung kommt bei Titel Nummer fünf: „Decompression Period“ ist eine Halbballade und wird in den Strophen unglaublich wehleidig und sanft. Der Song steigert sich jedoch nach dem zweiten Refrain zu einem krachenden Rock Song. „Born With Nothing, Die With Everything“ klingt zwar etwas komisch, vereint jedoch im Ganzen alle Papa Roach’schen Stärken und arbeitet – wie „Time And Time Again“ – mit steigerndem Refrain und schnellen Gitarrengriffen, wobei der Song weitaus kreativer gestaltet ist. Die erste Single-Auskopplung „She Loves Me Not“ ist ein typischer Papa Roach Track, könnte auch von „Infest“ sein. Das ist auch tatsächlich so: Denn kurz vor Veröffentlichung von „Infest“ (2000) beschloß man, den Song doch nicht draufzupacken, aus welchen Gründen auch immer. Es ist auch der einzige Song, der Rap-Strophen besitzt und sehr New Metal – Lastig ist. Nummer acht, „Singular Indestructible Droid“ (oder von der Band abgekürzt „S.I.D.“) handelt von Slipknot-DJ Sid Wilson. Textlich sehr anmaßend (falls das alles auch wirklich von Sid handeln sollte), klanglich jedoch eine runde Sache, krachende Riffs, ein durch und durch gebrüllter Refrain und ein zufriedenstellendes Ende.

Bei „Black Cloud“ zieht sich die Situation wieder zusammen, es wird ruhiger. Fast sanfter Gesang, winzige Zupfer an den Seiten, man erwartet eine astreine Ballade – aber nix da, im Refrain wird es fast schon „punkig“, sehr schnell und man kann auch das Wort „spaßig“ fallen lassen. Der Arschtritt kommt bei „Code Of Energy“. Geballte Gitarrenpower, der sich auch durch die Strophen hinwegzieht. Nach dem zweiten Refrain wird es düster, ein Sprechpart folgt, es kommen Publikumsschreie hinzu. Der letzte Refrain macht der Sache jedoch schnell ein Ende. Rauswerfrer und Titelsong „Lovehatetragedy“ rundet die Sache dann noch gut ab, kommt sehr nach Faith No More und klingt vollkommen anders, als was, was ich von Papa Roach bisher gewohnt bin/war.

Ich bin echt beeindruckt. Papa Roach haben eine 180 Grad Drehung gemacht und sich fast komplett von New Metal abgewendet. Musikalisch eine sehr gewagte Angelegenheit, ob des nicht ausbleibenden kommerziellen Erfolges. Dies haben die Kalifornier jedoch (glücklicherweise) getrotzt und haben ein sehr atmosphärisches Album geschaffen, das von Brendan O’Brien wunderbar abgemischt wurde. Hier und da leider noch die einen oder anderen sehr offensichtlichen Anleihen aus dem New Metal Bereich, ansonsten jedoch sehr auf eigener Schiene gefahren.

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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