Review Panzerfaust – The Suns Of Perdition – Chapter I: War, Horrid War

  • Label: Eisenwald
  • Veröffentlicht: 2019
  • Spielart: Black Metal

„Krieg“ ist die furchteinflößende Überschrift einiger der finstersten Kapitel der Menschheitsgeschichte – und zugleich eine Thematik, die in der Musik und insbesondere in den extremeren Metal-Genres oft aufgegriffen wird. Während sich jedoch Bands wie Sabaton, die in ihren Songs mit Vorliebe die (vermeintlichen) Heldentaten historischer Persönlichkeiten besingen, mitunter dem Vorwurf ausgesetzt sehen, die bittere Realität zu glorifizieren, gibt es auch solche, die die Gräuel des Krieges wirklichkeitsnah und ungeschönt vertonen. Dass dies bei „The Suns Of Perdition – Chapter I: War, Horrid War“, dem vierten Album der kanadischen Black-Metaller PANZERFAUST, wohl der Fall ist, legt bereits die Beschreibung des veröffentlichenden Labels nahe: Das Album ließe sich demzufolge am Besten mit einem Zitat von George Orwell beschreiben und zwar als „Stiefel, der unablässig auf ein menschliches Gesicht tritt“.

Explizit darauf hinzuweisen, dass man den Extremismus, der oftmals die Wurzel bewaffneter Konflikte und damit verbundener Gräueltaten ist, weder gutheißen noch verharmlosen will, sollte eigentlich nicht notwendig sein. Dass sich PANZERFAUST dennoch zu dieser Klarstellung angehalten sehen, lässt sich vermutlich mit den erschreckend radikalen Ansichten vieler ihrer Genre-Kollegen erklären, unterstreicht allerdings auch nochmals das unvorstellbare Grauen, das die Kanadier auf dem ersten Album ihrer geplanten Tetralogie auf schonungslose Weise musikalisch abbilden. Tatsächlich haben PANZERFAUST mit „The Suns Of Perdition“ sowohl aus klanglicher als auch lyrischer Sicht definitiv nichts für Zartbesaitete geschaffen.

Songs wie das treibende „Stalingrad, Massengrab“, in dem man hinter den brachialen Gitarrenriffs und den zerstörerischen Schlagzeugsalven die Geräusche eines Kampfgeschwaders vernehmen kann, und das verstörende Sample-Zwischenspiel „Crimes Against Humanity“ sprechen nicht bloß ihrer Titel wegen eine unmissverständliche Sprache. Die vielseitigen Vocals, die von in seiner Grobheit kaum noch als Gesang durchgehendem Grölen über zornentbrannte Screams bis hin zu machtvollen Growls reichen, bilden zusammen mit der wie ein schweres Kriegsgerät alles dem Erdboden gleichmachenden Instrumentierung eine so konsistente wie morbide Einheit.

Trotz der niederschmetternden Wucht, mit der die halbstündige Platte die Gehörgänge torpediert, lassen PANZERFAUST keineswegs kompositorische Vielfalt vermissen. Auf dem phasenweise wie eine düstere Litanei klingenden „The Decapitator‘s Prayer“ bedienen sich die Kanadier zum Beispiel an im isländischen Black Metal gebräuchlichen, dissonanten Tonfolgen und mit dem dreizehnminütigen „The Men Of No Man‘s Land“, das im Mittelteil von einer unheimlichen, verzerrten Tonaufnahme von „Stille Nacht“ unterbrochen wird, lassen PANZERFAUST die Platte als qualvollen Todesmarsch ausklingen.

Das erste „The Suns Of Perdition“ mag mit seiner Laufzeit von einer halben Stunde recht kurz sein, schmerzlos ist es jedoch keinesfalls. Von den Schrecken der grässlichsten Episoden der Geschichte des 20. Jahrhunderts, denen PANZERFAUST hiermit ein Mahnmal gesetzt haben, bekommt man durch die vor schierer Brutalität geradezu berstenden Tracks einen furchtbar bildhaften Eindruck. Selbst während der kurzen Momente, in denen die Black-Metaller das Feuer einstellen, ist die desolate Stimmung beinahe physisch greifbar. Insbesondere aufgrund der Samples und der teilweise sogar recht unkonventionellen Arrangements kommt es hier nie zu einem Abstumpfungseffekt, sodass PANZERFAUST den Hörer in einen Zustand schrecklichen Staunens versetzen und ihn dort bis zuletzt gefangen halten.

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Wertung: 8 / 10

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