Die Heavy-Metal-Veteranen PALACE formierten sich 1990 aus den Überresten der Band Saint’s Anger. Anders als viele ihrer Zeitgenossen haben die Herren aus Speyer seither ohne Unterbrechung Musik gemacht, weshalb PALACE in diesem Jahr ein tatsächliches Dienstalter von stolzen 30 Jahren erreichen. Solch ein Jubiläum kann kaum besser gefeiert werden als mit der Veröffentlichung eines neuen Albums, und so haben die Rheinland-Pfälzer mit „Reject The System“ eine neue Platte auf Lager. Veröffentlicht wird einmal mehr über Massacre Records, die auch den letzten Output „The 7th Steel“ auf den Markt gebracht haben.
Es dürfte kaum einen Fan der Truppe überraschen, dass PALACE ihren Sound auf „Reject The System“ kein bisschen variieren. Das Trio liefert auch auf seiner achten Platte wieder ebenso kompromiss- wie schnörkellosen, Riff-orientierten Heavy Metal teutonischer Machart. Damit befindet sich die Band ab der ersten Note knietief im Fahrwasser ihrer Hamburger Kollegen Paragon. Dieser Eindruck wird noch dadurch verstärkt, dass die Reibeisen-Stimme von Frontmann Harald Piller wie ein Mischung aus deren Sänger Buschi, Kreator-Röhre Mille Petrozza und Rolf Kasparek (Running Wild) klingt. Das ist eine durchaus gewöhnungsbedürftige Mixtur, allerdings passt sie gut zu den kantigen Riffs der Formation und versprüht obendrein kauzigen Charme.
Weil die Rheinland-Pfälzer wissen, wie man durchschlagskräftige Riffs schreibt, fahren Songs wie der Opener „Force Of Steel“ oder die amtliche Hymne „Legion Of Resistance“ sofort ins Genick und machen durchaus Spaß. Großartige Überraschungen erlebt der Hörer bei PALACE nicht; es wird allenfalls die Grundrezeptur ein wenig abgeändert: So wartet etwa „Final Call Of Destruction“ mit einem etwas bombastischeren Intro auf, in „Hail To The Metal Lord“ gibt es ausnahmsweise düster-erhabenes Midtempo und in „Bloodstained World“ regiert die Doublebass. So findet sich auf „Reject The System“ kaum etwas, dass es nicht bei anderen Bands ähnlicher Prägung auch gibt, aber in sich ist das Album durchaus stimmig und bietet eine schöne Mischung aus Härte und Eingängigkeit.
Wie im Vorangegangenen schon angedeutet geht PALACE also die Abwechslung ab. Ungeachtet ihrer starken Riffs ähneln sich die meisten Songs auf „Reject The System“ sehr, zumal sie größtenteils im oberen Midtempo-Bereich angesiedelt sind und weithin dem gleichen Aufbau folgen. Zusammen mit dem Umstand, dass Harald Piller zwar markant, aber nicht sonderlich variabel singt und somit auf dieser Platte keine besonders große emotionale Bandbreite transportiert, will „Reject The System“ einfach nicht so richtig zünden. PALACE machen grundsätzlich nichts falsch, aber ihr schnurgerader Ur-Metal bietet nüchtern betrachtet nicht mehr als das, was es im Genre schon seit 40 Jahren zu hören gibt.
PALACE spielen ihren urtypischen Teutonenstahl nun auch schon seit 30 Jahren und haben sicher kaum Interesse daran, noch neues musikalisches Terrain zu erschließen. Dafür ist ein Album wie „Reject The System“ auch kaum geeignet, denn darauf hakt die Band schlicht sämtliche Kästchen auf der Zutatenliste für Heavy Metal in seiner reinsten Form ab. Das tut sie dank grundsolider Fähigkeiten sowohl beim Songwriting als auch an ihren Instrumenten mit einiger Überzeugung, allerdings machen das Bands wie Paragon oder Rage auch (und teilweise schon länger) und agieren dabei nicht selten weitaus zwingender. Das macht „Reject The System“ aber gewiss nicht zu einem schlechten Album und so ein Platz im Mittelfeld kann ja auch ganz bequem sein …
Wertung: 6.5 / 10