Das Cover von "I Am" von Pain

Review Pain – I Am

Die Zeiten, in denen Peter „Workaholic“ Tägtgren so ziemlich jedes Jahr mit irgendeinem Release um die Ecke kommt, sind schon länger vorbei. So lange wie zuletzt hat der Schwede seine Fans aber noch nie auf neuen Stoff warten lassen: Acht Jahre waren es bei Hypocrisy – und genauso lang mussten sich fairerweise auch die Fans seiner Industrial-Metal-Band PAIN gedulden. Mit „I Am“ (oder „I Am PAIN“, wie das Cover-Layout nahelegt?) ist nun endlich der legitime Nachfolger für „Coming Home“ (2016) erschienen – das zweite von Tägtgren für Lindemann komponierte Album „F&M“ (2019) einmal außen vor gelassen.

Mit der Entwicklung, die PAIN in den Jahren zuvor gemacht hatten, aber eben auch mit den beiden Lindemann-Alben im Ohr klingt „I Am“ gleich doppelt überraschend: Bereits der Opener „I Just Dropped By (To Say Goodbye)“ überrascht als knallharter und geradliniger Industrial-Metal-Song – von all den rockigen Elementen, dem fast schon kitschigen Pomp, den Tägtgren über die Jahre in seine Songs hat einfließen lassen, ist hier keine Spur mehr. Und tatsächlich täuscht der erste Eindruck nicht: Auf „I Am“ gibt es keine Slidegitarren, keine Ballade, keinen Kitsch. Oder zumindest kaum.

Stattdessen klingt das Album über weite Strecken, als hätte Tägtgren in seinem Studio zufällig noch ein Demotape aus den frühen 2000er-Jahren gefunden: Das Material, das er in Teilen mit seinem Sohn Sebastian geschrieben hat, klingt nämlich tatsächlich, als wäre es irgendwann zwischen „Rebirth“ und „Nothing Remains The Same“ entstanden – und auch produziert worden: So pumpen Brecher wie „Go With The Flow“ überraschend trocken aus den Boxen. Zufall ist das bei einem Peter Tägtgren, Großmeister seiner Zunft als Produzent, natürlich nicht: Zu den vergleichsweise puristischen Arrangements passt dieser Sound schlichtweg perfekt – zumal PAIN gleichzeitig homogener und kraftvoller denn je klingen.

Auf die Kompositionen trifft das leider nicht in vollem Umfang zu: Zwar erfrischt der Oldschool-Vibe von Songs wie „The New Norm“. Was echte Hits angeht, kann „I Am“ gerade mit jenen Alben um die Jahrtausendwende aber nicht mithalten. In Sachen Ohrwurmtauglichkeit sticht klar die in der Pandemie entstandene und bereits 2021 veröffentlichte Single „Party In My Head“ hervor. Auch „Push The Pusher“ und „Revolution“ gehen mit catchy Refrains direkt ins Ohr. Ansonsten bleibt vor allem „My Angel“ hängen – bedauerlicherweise als eher mittelmäßige Midtempo-Nummer mit einem unnötig schnulzigem Gastbeitrag von Cecile Simeone – gefolgt vom leider auch recht schwachen, weil arg pathetischen „Fair Game“, dem man bis zum Schluss einen echten Ausbruch gewünscht hätte (vergeblich).

PAIN sind zurück, das ist – auch angesichts der angekündigten Tour – eine gute Nachricht. Auch fügt „I Am“ dem Songbestand der Schweden einige coole Nummern hinzu. Und last but not least ist es durchaus erfrischend, wie ungezwungen „retro“ PAIN 2024 klingen. Der ganz große Wurf, den man sich nach all den Jahren vielleicht erhofft hatte, ist „I Am“ trotzdem nicht geworden: Dafür enthält das Album in gerade einmal 41:08 Minuten Spielzeit am Ende doch den einen oder anderen Filler zu viel – und (für PAIN-Verhältnisse) ein paar Killer zu wenig.

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Wertung: 7.5 / 10

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