OVER THE VOIDS ist ein polnisches Black-Metal-Ein-Mann-Projekt, das mit dem gleichnamigen Album „Over The Voids“ seinen Einstand gibt. Nicht jedem dürfte der Hauptprotagonist names Michał bekannt sein. Recherchen ergeben, dass er schon live für MGŁA gespielt hat und dass „M“ von MGŁA das Album „Over The Voids“ abgemischt hat. Des Weiteren ist bekannt, dass OVER THE VOIDS mit ihrer Musik an Werke wie “Bergtatt“ (Ulver) oder “Blood On Ice” (Bathory) anschließen möchten. Nun, das sind natürlich große Pläne, und obwohl sich bereits heute Liebhaber von OVER THE VOIDS finden, sollte man diese Vergleiche doch einer ganz genauen Überprüfung unterziehen. Lediglich die rohe und rudimentäre Aufnahmequalität des Albums, die sofort ab Sekunde eins auffällt, scheint ein Indiz für Parallelen zu sein.
Das Album enthält nur vier Tracks, aber davon sind zwei über 8 bzw. 13 Minuten lang. Gleich der erste Track „Battle Of Heaven” ist einer jener und zeigt unmissverständlich an, worauf man sich auf „Over The Voids“ gefasst machen muss, nämlich ruppigen, kompromisslosen Black Metal mit der typischen Instrumentierung, die vorerst auf sämtliche Feinheiten verzichtet. Der Hörer bekommt sofort und ohne Intro ein schepperndes Brett an den Schädel geknallt. Treibende E-Gitarrenlinien, rastloses, trockenes Drumming und rohes Growl-Geröhre. Man mag schon geneigt sein, das Album nur für totale Hardcore-Underground-Fans als Empfehlung in Betracht zu ziehen, als OVER THE VOIDS gegen Ende des Tracks doch noch eine Überraschung parat haben. Denn plötzlich wird es tatsächlich sehr melodisch, alle Instrumente verstummen, außer der E-Gitarre, die wie eine akustische Gitarre gespielt wird. Eine einzige, beinahe zarte Melodielinie lässt so den Song gemächlich ausklingen.
So, wie es begann, geht es auch weiter: brutales Geknüppel im Stil der 90er Jahre erfordert schon sehr viel Verehrung der Ursprünge des Black Metal, um von OVER THE VOIDS nicht allzu schnell übersättigt zu sein. Immer wieder werden die besseren Riffs wiederholt, als wolle man diese dem Hörer unauslöschlich in die Erinnerung einbrennen. Ob dies einem Album guttut, an diesem Aspekt scheiden sich wohl die Geister. Lediglich ein paar erneute kurze, eingebundene, melodische Parts geben dem Album einen Hauch von der Großartigkeit der Vorbilder aus den 90ern.
Die finale Komposition und das stärkste Stück des Albums stellt „Never Again They Will Hunger“ dar, welches mit streckenweise klarem Begleitgesang aufwartet und somit eine etwas andere Facette bedient als die Vorgänger. Die Texte sind gut verständlich gegrowlt und emotional nachvollziehbar, und der Track siedelt eher im Midtempo-Bereich an, was ihm etwas mehr Wucht und Kraft verleiht. Kurz geagt: kompositorisch etwas eigenständiger, was OVER THE VOIDS auch gut steht.
Die knapp 34 Minuten Spielzeit des Erstlingswerks von OVER THE VOIDS sind also keineswegs vergeudete Zeit, aber man sollte schon einiges an Geduld und Offenheit für diesen Repräsentanten des Black Metal mitbringen, um vielleicht für sich selbst einen neuen Underground-Fund zu entdecken.
Wertung: 5.5 / 10