Deathcore ist innerhalb der Metal-Gemeide ein heikles Thema. Selbst die Fans des Genre sind sich nicht unbedingt einig darüber, welche Band dem Stil zugeordet werden soll bzw. darf und welche nicht. Obwohl noch Konsens darüber herrschen dürfte, dass die Urväter Suffocation, Dying Fetus, All Shall Perish oder Job For A Cowboy Anfang der 2000er Jahre die Grundlage des heutigen Deathcore gelegt haben, scheiden sich die Geister, wenn sie die Gesichter von Oli Sykes (Bring Me The Horizon) oder Frankie Palmeri (Emmure) sehen. Den kommerziell erfolgreichen Bands des Genre wie Whitechapel oder Suicide Silence wurde Posertum vorgeworfen, die musikalische Charakteristik des Deathcore belächelt.
Umso wichtiger sind die aktuellen Entwicklungen innerhalb des Genre, die mit den starken Outputs von Distant, Lorna Shore oder Worm Shepherd den Blackened Deathcore geformt haben oder dank Aversions Crown, Rings Of Saturn oder OSIAH den Weg frei machen für Technical Deathcore. Letztere haben nun über das Szene-Label Unique Leader Records ihr drittes Album „Loss“ auf den Markt gebracht, eine 50 Minuten andauernde Dampfwalze aus etwas Slam, viel Groove und maximalem Tech-Death-Faktor.
Während viele ihrer Genre-Kollegen auf sphärische Synths und catchy Leads an der Gitarre setzen, um die Hörerschaft mit etwas Melodik zu verwöhnen, setzten OSIAH (abgesehen vom bedrückend-finsteren Intro „Realm Of Misery“) von der ersten Minute an auf das schwindelerregende Zusammenspiel von Gitarren, Bass und Schlagzeug. Keine Keys, keine Synths, nichts Orchestrales oder anderweitig Symphonisches ist auf „Loss“ zu finden. Die Engländer setzen nicht auf Atmosphäre, wollen keine Stimmung erzeugen oder Eingängigkeit kreieren, OSIAH spielen stattdessen einfach einen ausgesprochen gut gelungenen Hybriden aus klassischen Tech-Death und modernen Deathcore.
Das Quinett verbindet dabei anspruchsvolle Motivwechsel mit entschleunigenden Slam-Parts („Paracusia“, „Queen Of Sorrow“), in denen Drummer Noah Plant nicht nur die erwartbaren Doublebass-Salven liefert, sondern auch mit effektvoller Beckenarbeit Akzente zu setzen weiß („Temporal Punishment“). Polyrhythmisch wird es im Titeltrack, in dem sich Sänger Ricky Lee Roper nicht nur einen Grunz-Wettstreit mit Ingested-Sänger Jason Evans liefert, sondern OSIAH auch klar zeigen, wie viel mehr Tech-Death sie eigentlich in der Lage zu spielen sind. Abgerundet mit einem gut gesetzten Breakdown und dem tiefen Pig Squel gen Ende des Songs, dürfte der Titeltrack eine wahre Ohrenweide für Deathcore-Fans mit einer ausgeprägten Vorliebe für Tech-Death-Strukturen darstellen. Die rhythmische Stakkato-Einlage in der ersten Hälfte von „Terracide Compulsion“ sowie die Blastbeat-Attacken in „War Within Our Walls“ sind vor allem für Instrumenten-affine Metalfans gigantisch anzuhören.
OSIAH leisten einen überaus hörenswerten Beitrag für Deathcore-Fans und Tech-Death-Enthusiasten, viel mehr noch, die Engländer helfen ihrem Genre, weniger belächelt und mehr gefeiert zu werden. „Loss“ ist ein 50-minütiger Beweis dafür, dass progressive und primär technisch versierte Musik nicht nur in den dafür angestammten Genre gefunden werden kann, sondern auch im modernen Deathcore.
Wertung: 8.5 / 10
Da stimm ich zu, ziemlich geiles Album mit einer gut ausgewogenen Mischung aus Deathcore und Tech Death. Dass Deathcore als Genre oft belächelt wird, verstehe ich persönlich gar nicht wirklich und finds sehr schade, da es da so viele gute Bands gibt, vor allem Unique Leader Records sind da großartig aufgestellt.