OSI AND THE JUPITER – mag man hinter dem Namen auch wohl erst mal eine Psychedelic-Rock-Band aus der Retro-Ecke vermuten, handelt es sich dabei doch in Wahrheit um das noch junge Pagan-Folk-Projekt des amerikanischen Multi-Instrumentalisten Sean Deth und des Cellisten Kakophonix. Zwei Alben in Volllänge hat das Duo seit seiner Gründung im Jahr 2015 schon herausgebracht, im Herbst 2019 soll mit „Nordlinge Rúnaskog“ bereits das dritte folgen. Die schon Anfang August erschienene Vinyl-Single „Grå Hest“ ist demnach als kleiner Vorgeschmack auf das Kommende zu verstehen. Zwei zwischen drei und vier Minuten lange Tracks sind auf dem Kurz-Release enthalten und zeigen die Band von zwei gänzlich verschiedenen Seiten.
Im Titeltrack, der die nordisch-mythologische Geschichte von Siegfrieds Pferd Grani erzählt, welches der Recke durch den Rat des Göttervaters Odin erhält, musizieren OSI AND THE JUPITER zu Beginn erwartungsgemäß urtümlich. Eine erdige Talharpa gibt die Melodie vor, der zurückhaltende Gesang klingt auf mystische Weise erhaben und beschwörend und die Perkussion verleiht dem Musikstück einen andächtigen Charakter. Kompositorisch versucht Deth hier nicht, den großen Wurf zu landen, sondern begnügt sich beim Aufbau der gewollten, archaischen Stimmung mit minimalistischen, unkomplizierten Arrangements.
Auf der B-Seite findet sich mit „Autumn“ ein sogar noch einfacher gestricktes Instrumentalstück. Hier setzen OSI AND THE JUPITER lediglich sphärische Keyboardflächen und spärliche, neugierig machende Pianonoten ein. Obwohl die Instrumentierung auf „Autumn“ wesentlich moderner ist, strahlt der gesanglose Track, der vor dem inneren Auge Bilder des ersten, zaghaften Schneefalls über einer verträumten Landschaft erscheinen lässt, doch eine gewisse Zeitlosigkeit aus.
Nach den sieben Minuten, welche die beiden Stücke für sich einnehmen, ist klar, dass OSI AND THE JUPITER damit keineswegs versuchen, durch Effekthascherei auf sich aufmerksam zu machen. Vielmehr scheint die Zwei-Mann-Band es lediglich darauf angelegt zu haben, eine stimmige Einleitung zu ihrem nächsten Release zu kreieren. Als solche funktioniert „Grå Hest“ insofern ganz wunderbar, als der Hörer damit nicht herausgefordert oder abgelenkt, sondern sanft an der Hand genommen und an die bereits absehbare Fortsetzung herangeführt wird.
Als eigenständige Veröffentlichung macht die Single grundsätzlich nicht allzu viel her. Die beiden neuen Tracks zählen zu den kürzesten der Band und such stilistisch geben sich OSI AND THE JUPITER hier sehr zurückhaltend. Wer sich „Grå Hest“ jedoch in dem Bewusstsein annähert, dass es sich dabei um den Auftakt zu etwas zeitnah erscheinenden Größeren handelt, wird davon nicht enttäuscht. Sowohl der Titeltrack als sich „Autumn“ prägen sich gut ein und bestechen mit ihrem unkomplizierten Aufbau und ihrer ruhigen Aura. Fans der Band und von Pagan-Folk im Allgemeinen, die zwischendurch auch gerne mal einzelne Musikstücke und nicht immer nur ganze Alben hören, können hier ohne viel zu überlegen zugreifen.
Keine Wertung