Review Orlog – Reinigende Feuer

  • Label: Det Germanske Folket
  • Veröffentlicht: 2006
  • Spielart: Black Metal

„Wir entzünden eine lodernde Flamme“ – So verkündet man auf dem mir vorliegenden Infozettel der Promo-Version von „Reinigende Feuer“, dem Debütwerk der deutschen Formation ORLOG. Ob diese Flamme einen groß angelegten Flächenbrand darstellt, oder sich eher als ein kleines, unbedeutendes Flämmchen entpuppt, will nun herausgefunden werden. Da mir nur die Promo des Werkes vorliegt, kann ich zur Optik der Kaufversion nichts sagen. Es sei aber erwähnt, dass man sich bei der Gestaltung der mir vorliegenden Version wirklich Mühe gegeben hat, wie man es von DGF bisher schon gewohnt ist, war doch die EP „Zeitenwende“ auch schon sehr schön anzusehen. So hat man, statt einer simplen Plastikhülle, einen edlen braunen Pappschuber gewählt, auf dem in schwarz das Logo prangt, was wirklich schick aussieht. Der CD liegt ein Zettel mit Informationen wie einer kurzen Bandbiographie, einem Foto, sowie den Texten von zwei Liedern, bei. Übrigens ist sie handnummeriert, sicherlich auch nicht alltäglich für ein Promotionsexemplar.

Da ich nur die 2003er EP „Zeitenwende“ besitze, nicht aber die 2002 erschienene Demo, drängt sich mir der Vergleich des neuen Werkes mit der EP natürlich geradezu auf. Zudem war ich von „Zeitenwende“ ausgesprochen angetan, so dass meine Erwartungen entsprechend hoch liegen. Ich will aber versuchen, mich nicht zu sehr an dem vorigen Schaffen festzuklammern und das Album als eigenständige Auskopplung zu betrachten. Dennoch habe ich mir vor dieser Rezension besagte Mini Scheibe noch mal zu Gemüte geführt, um an der ein, oder anderen Stelle vielleicht doch Vergleiche ziehen zu können.Das Allererste, was mir bei „Reinigende Feuer“ auffällt, ist die Veränderung im Klang. Wirkte die Produktion auf der EP noch eher urig und hatte fast Demo-Charakter, wartet man nun mit einer professioneller klingenden Abmischung auf. Ob das nun einen Fort-, oder eher einen Rückschritt darstellt, bleibt wohl dem persönlichen Geschmack überlassen. Auf jeden Fall kommt die musikalische Leistung so wesentlich druckvoller durch die Boxen, als zuvor und bollert amtlich.
Ohne großartige Einleitung bricht auch gleich „Schatten“ auf den Hörer los und bietet recht schöne Gitarrenmelodien, eingängiges Riffing und solides Schlagzeugspiel. Zudem zeigt sich nun der Vorteil der neuen Produktion. Hatte man bei „Zeitenwende“ noch den Eindruck, dass Wolfram’s Gesang irgendwie in der Musik ertrank und somit nicht richtig zur Geltung kommen konnte, hebt sich die Stimme nun wunderbar vom restlichen musikalischen Gewand ab und man versteht sogar den Großteil der dargebotenen, ausschließlich in Muttersprache verfassten Texte. Allerdings war ich nach dem ersten Stück ein wenig enttäuscht. Wo ORLOG mit ihrer EP noch so frisch und energetisch klangen, wirkt „Schatten“ ein wenig eingestaubt auf mich. Dieses Gefühl ändert sich mit „Mein Thron“ – mit knapp drei Minuten das kürzeste Lied – aber sofort, enthält es doch ähnliche schöne Melodien, wie die, die ich schon von ORLOGs vorigem Werk kenne. Dieser erfreuliche Eindruck zieht sich auch weitgehend durch den Rest des Werkes. Sehr schöne Gitarrenmelodien in Zusammenarbeit mit Bassläufen, abwechslungsreiches Schlagzeugspiel, gezielt gesetzte Pausen zum Spannungsaufbau, ab und an die ein oder andere Akustikpassage, einen gewissen Hauch von „Pagan“ Metal, ohne dabei dem allgemeinen Trend hinterher zu laufen, variables Songwriting, eine wunderbar hasserfüllte Stimme und eine druckvolle, klare Produktion – Das weiß alles wirklich sehr zu gefallen und kann das ganze Album über auch überzeugen. Was mir noch fehlt, ist der Ohrwurmcharakter. Die Stücke bleiben nicht so recht hängen und ziehen einfach so vorbei. Damit meine ich nicht, dass mir das Album nicht gefällt, ich werde diesem Werk auch sicherlich in Zukunft noch öfter lauschen und ORLOG haben auch so etwas wie ihren eigenen Stil gefunden, nur die einzelnen Lieder wollen sich eben nicht so recht im Ohr festsetzen. Eine Ausnahme bilden hier, denke ich „Mein Thron“, „Ein Freund“ und das Titelstück. Zweites hat einen insgesamt eher melancholischen Grundtenor, wirkt aber zugleich mit seinen Gitarrenläufen erhaben und stolz und ist meiner Ansicht nach die beste Nummer auf „Reinigende Feuer. Alles in allem kann ich sagen, sind ORLOG definitiv auf dem richtigen Pfad, den sie nun auf keinen Fall verlassen sollten. Dann könnten sie wahrlich Großes schaffen, denn sie gehören mit Sicherheit jetzt schon zu den besseren Black Metal Kapellen aus unseren Landen.

Um zyklisch mit dem Anfangssatz zu schließen, möchte ich sagen, dass ich wirklich hoffe, dass die entzündete Flamme weiter lodert, um sich beim nächsten Mal in einen wahren Feuersturm zu verwandeln. Somit werfe ich Siebeneinhalb Hölzer ins Feuer von ORLOG.
(Hendrik Brinkmann)

Wertung: 7.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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