Review Orbit Culture – Rasen

Nach der EP „Odyssey“ und dem Debütalbum „In Medias Res“ präsentieren sich die schwedischen Melodic-Deather ORBIT CULTURE mit ihrem 2016er Werk „Rasen“ in völlig neuem Gewand. Angefangen beim Cover-Artwork, das der Band auch visuell einen frischen Anstrich verpasst, nimmt uns die Truppe mit auf eine reichlich überraschende Entdeckungstour.

Während die beiden genannten Erstwerke mühelos dem schwedischen Death Metal Marke Göteborg zuzuschreiben waren, sollte sich darauffolgend einiges verändern, um ihrer Musik einen noch größeren Wiedererkennungswert zu verleihen. Der bisherige tiefe Gesang, der hier und da durch Growls und Screams angereichert wurde, sollte durch eine entscheidende stilistische Komponente ergänzt werden; eine wegweisende Entscheidung für ORBIT CULTURE, um sich in ihrem gesamten musikalischen Erscheinungsbild wesentlich breiter aufzustellen.

Mit der Hinzunahme der „Hetfield-Vocals“, wie Sänger Niklas Karlsson sie nennt, eröffnet sich der Band ein erheblich größeres Spektrum, ihre Ideen und Stimmungen noch vielfältiger ausdrücken zu können. Und so ist es kein Zufall, dass sich ORBIT CULTURE auf „Rasen“ so abwechslungsreich und vielschichtig wie nie präsentieren. Schon auf dem ersten Song, „Svartport“, hört man, wie gekonnt Karlsson mit den beiden Gesangsstilen spielt und mit welch feinem Gespür er diese jeweils einsetzt.

Da kommt der geneigte Hörer schnell ins Staunen, nur um beim nächsten Track „Sun Of All“ dann mit maximal gespitzten Ohren komplett an den Stuhl gefesselt zu werden. Was noch ein bisschen unscheinbar als zügige und vor allem düstere Melodeath-Nummer anfängt, wird kurz darauf hart abgeschnitten, und zwar von einer Melodie, die förmlich einlädt, ab jetzt einfach innezuhalten und zu genießen. Es folgt eine virtuose Emotionsentladung, die Worte kaum gebührend umschreiben können. Derart viel Gefühl in vollkommenen Einklang mit enormer Härte zu bringen gelingt ORBIT CULTURE auf einzigartige Weise. So haben das selbst die großen In Flames nicht geschafft, als sie es noch wollten. „Sun Of All“ stellt das Maximum dar, was der Melodic Death Metal atmosphärisch hergibt. Diesen Song fühlt man. Und man möchte ihn immer und immer wieder hören, den ganzen Tag lang.

Eine gewisse emotionale Verschnaufpause gönnen die Schweden dem Hörer dann – jedoch komplett ohne an Qualität einzubüßen – mit „Obsession“ und dem Titeltrack, die wie auch „I, The Wolf“ für stampfenden Groove und entzückende Coolness stehen. Damit verlassen die Schweden unter traumwandlerischer Sicherheit ihr angestammtes Genre und klopfen stilistisch ein wenig an der Tür hier heimischer Größen wie Trivium oder Five Finger Death Punch.

Trotz dieser beachtlichen Vielfalt schaffen es ORBIT CULTURE, sich immer treu zu bleiben und durchweg nach sich selbst zu klingen. Und dann ist es auch nicht mehr überraschend, wenn ein künstlerischer, stilistischer Ausreißer wie „The Haste To The Pyre“ mit seinem zwischendurch verträumten Gesang noch einmal vollkommen ungewohnte Facetten ergänzt und dabei ebenfalls komplett überzeugt.

Wenn Bands derart massiv ihren Stil verändern wie ORBIT CULTURE zwischen „Rasen“ und den beiden Releases davor, wird ein Fanlager nicht selten zweigeteilt. Doch ORBIT CULTURE schaffen hiermit unter stetig wachsender Begeisterung den Sprung von einer guten Melodeath-Band zu einem gigantischen Powerhouse, das auch – oder: vor allem – die leisen Töne beherrscht und damit unverkennbare Stimmungen kreiert. Das macht diese Band einzigartig. So ausgefeilte Songstrukturen, noch dazu von einer so jungen Truppe, sind außergewöhnlich. Für die hervorragende Produktion zeichnet ebenfalls Sänger Niklas Karlsson verantwortlich und völlig zu Recht haben ORBIT CULTURE nach diesem Album einen Plattendeal an Land gezogen. Mit „Rasen“ zeigen ORBIT CULTURE, wie modern interpretierter, grooviger Death Metal heute zu klingen hat. Dieses Album ist eine absolute Reverenz!

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Wertung: 9.5 / 10

Publiziert am von Andreas Althoff

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