Review Orbit Culture – Nija

Zwischen den Metal-Hochburgen Göteborg und Stockholm machten sich 2013 in Eksjö ein paar junge Schweden auf, den musikalisch traditionell hochklassigen Süden des Landes um ihre Interpretation modernen und groovigen Melodic Deaths zu bereichern. Angeführt von Niklas Karlsson veröffentlichten ORBIT CULTURE zunächst 2013 die EP „Odyssey“, ehe ein Jahr später mit „In Medias Res“ der erste Langspieler auf den Markt kam.

Während diese beiden ersten Werke trotz ihres modernen Anstrichs noch klar im Zeichen des früheren schwedischen Death Metals stehen, wandelte sich der Sound von ORBIT CULTURE mit den folgenden Veröffentlichungen („Rasen“, 2016, und der EP „Redfog“, 2018) in eine bemerkenswert vielschichtige Interpretation des Genres. Diese Entwicklung gipfelt nun im jüngsten Output „Nija“. Wer einen Titel dieser drei Werke hört, könnte annehmen, dass hier zwei Sänger am Werk sein müssen: einer, dessen Klargesang unverkennbar an James Hetfield erinnert, und einer für kraftvolle Growls. Tatsächlich ist aber ausschließlich Bandkopf Niklas Karlsson zu hören, der beides abliefert und dabei ein verblüffendes Gespür dafür aufweist, den jeweiligen Stil im jeweils passenden Moment einzusetzen.

Nimmt man allein den Titelsong „North Star Of Nija“, der sich auch hervorragend zum Kennenlernen dieser noch jungen Band eignet, wird schnell erkennbar, mit welchem Talent Karlsson gesegnet ist. In die tief gesungenen Parts legt er neben der benötigten Entschlossenheit so viel Melodie und Rhythmus, dass er sich allein dadurch schon von vielen Kollegen aus der Death-Metal-Branche abhebt. Doch damit nicht genug, ist Niklas Karlsson auch im Klargesang bärenstark und facettenreich, womit er den druckvollen Songs eine ganz spezielle Note verleiht. Das kommt besonders in „Behold“ zur Geltung, einem depressiv-balladesk anmutenden Song, der sich im Schlussdrittel zu einer der schnellsten Nummern auf „Nija“ wandelt. Genau das ist sinnbildlich für ORBIT CULTURE, deren Motto „Erwarte das Unerwartete“ lauten könnte.

Diesen Ansatz verfolgen die Schweden seit Jahren sehr gekonnt, wodurch ihre Songs gleichermaßen vielfältig und, bei aller Wucht, fesselnd eingängig ausfallen. Passend dazu sei „Rebirth“ hervorgehoben, eine knapp sechsminütige Reise zwischen dem schönsten Ohrwurm seit langem und unbändiger Härte, die zum Ende hin geradezu zerstörerisch wirkt. Das darauf folgende „The Shadowing“ wiederum geht den umgekehrten Weg: Hier lassen ORBIT CULTURE einen regelrechten Sturm los, der dann in der zweiten Songhälfte viel Melodie und purer Emotion weicht. Am Ende meint man hier sogar eine kleine Hommage an Apocalyptica herauszuhören. Das punktuelle Anwenden solcher Akzente ist, was ORBIT CULTURE ausmacht.

ORBIT CULTURE liefern mit ihrem wie immer selbst produzierten dritten Album „Nija“ anspruchsvolle Musik am Puls der Zeit und zeigen trotz ihres jungen Alters enorm reife und breitgefächerte Songstrukturen. Auch ohne permanenten Blastbeat erschaffen die Schweden ein druckvolles Soundgewand und erinnern damit tatsächlich etwas an Gojira, die sie neben Metallica und Meshuggah selbst zu ihren größten Einflüssen zählen. Damit haben ORBIT CULTURE ihre Nische gefunden, in der sie klassische Elemente des Death Metals modern interpretieren und dies mit herausragendem Gespür für Melodien und abwechslungsreiche Vocals veredeln.

Wer Musik im Stream oder auf Vinyl konsumiert, bekommt mit „Wargblod“ und „Mute The Silent“ auf Spotify oder der nachträglich veröffentlichten Deluxe-Edition-LP im Übrigen zwei lohnenswerte Bonustracks!

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Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Andreas Althoff

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