Review Oranssi Pazuzu – Kosmonument

Bereits zwei Jahre nach ihrem fulminanten Debüt „Muukalainen Puhuu“ stehen die Finnen von ORANSSI PAZUZU erneut mit neuem Material in den Startlöchern – dieses Mal mit mehr Songs und knapp 20 Minuten mehr Spielzeit. Wer das Debüt liebte, wird sich „Kosmonument“ somit freudestrahlend und mit einer gewissen Erwartungshaltung nähern.

Die zehn Tracks umfassende Platte startet so wie erhofft, nämlich anders als jedes Lied auf „Muukalainen Puhuu“. Der Opener „Sienipilvi“ schleppt sich so träge wie melodisch aus den Boxen, dass man sich ein wenig erdrückt fühlt, dabei aber bedächtig den Kopf  zur coolen Basslinie wippt – ORANSSI PAZUZU bereits im ersten Song in Höchstform. Mit „Komeetta“ folgt ein waschechter Hit, der gemeinsam mit „Danjon Nolla“ („Muukalainen Puhuu“) einen der  tanzbarsten Songs der Finnen darstellt.

Mit „Uusi Olento Nousee“ folgt eine für ORANSSI-PAZUZU-Verhältnisse pechschwarze und bitterböse Black-Metal-Nummer, die im so starken Kontrast zu „Komeetta“ steht wie der plötzliche Bruch in der Hälfte des Songs. Es schließt sich das erste von drei instrumentalen Interludes an, in dem sich die Finnen ihrer psychedelisch-atmosphärischen, verträumten Sounds hingeben und mit ihnen direkt an Songs wie „Dub Kuolleen Porton Muistolle“ oder „Kerettiläinen Vuohi“ vom Debüt anknüpfen.

Obwohl ORANSSI PAZUZU in „Maavaltimo“ und „Andromeda“ nicht von ihrem Erfolgsrezept abweichen, wollen beide Songs nicht so recht zünden: Zu oft ergeben sich Längen, die von weniger einprägsamen Leads abgelöst werden, die Lieder bleiben schlichtweg unspannend. Dank der Up-Tempo-Nummer „Loputon Tuntematon“ wird diese Misere endlich durchbrochen; hatte ihr Debüt lediglich eine solche Nummer im Repertoire, bestücken ORANSSI PAZUZU „Komeetta“ glücklicherweise mal mit zwei Songs dieser Art.

Die Klanglandschaft von „Kaaos Hallitsee“ entführt den Hörer am ehesten in die Welt, die das Artwork zeigt: helle Lichtflecke inmitten einer leicht bedrohlichen, ungeordneten Umgebung. So schleppend die atmosphärische Klanglandschaft in der ersten Hälfte des Songs ist, so chaotisch wird sie zum Ende hin.

Das Ende des gesamten Album leiten ORANSSI PAZUZU mit dem dritten, überlangen Instumental „Ääretön“ ein, einem minimalistischen Song, der lediglich von sanften Keyboardsounds und zaghaften Effekten getragen wird. Musikalisch nicht unbedingt beeindruckend, gefühlsmäßig aber genau das richtige Ende für eine so ambivalente Platte wie „Kosmonument“.

Inwiefern sich ORANSSI PAZUZU einen Gefallen mit der längeren Spielzeit ihres Zweitwerkes getan haben, bleibt ein Stück weit dem Gusto des Zuhörers überlassen, dennoch haben sich die Finnen besonders in der zweiten Albumhälfte zu oft in diesen Längen verloren. Somit bleibt „Kosmonument“ als eine Mixtur zwischen starken Tracks zu Beginn und den sich verlierenden ORANSSI PAZUZU am Ende in Erinnerung.

Publiziert am 13. Mai 2020 von Sarah Punke