Die 1998 aufgelösten OPHTHALAMIA aus Schweden saßen nie in der ersten Reihe innerhalb der Black-Metal-Szene der neunziger Jahre, hatten jedoch in den eigenen Reihen das eine oder andere bekannte Gesicht zu bieten. So stand für sie schon Dissections Jon Nödtveidt am Mikro, dessen Bruder hier als Gitarrist tätig war, und auch Erik Hagstedt, besser bekannt als Legion, hatte schon den Sängerposten inne, bevor er zu Marduk abwanderte. Auf „Dominion“ zeichnet nun dieselbe Person für den Gesang verantwortlich wie in den Anfangstagen der Band, nämlich All. Ergänzt wird seine gekonnte Darbietung durch IT, mit dem er zuvor bereits Abruptum gegründet hatte und der Teile der Texte an der einen oder anderen Stelle gesprochen vorträgt.
So hat man beim Opener „Elishias Mistresses Gather“, der eher als Intro zu verstehen ist, zunächst keineswegs den Eindruck, es hier mit einer Black-Metal-Scheibe zu tun zu haben: Zweistimmige Leads, träumerische Gitarren, moderates Tempo und eine klare Stimme, die eine Geschichte erzählt. Bei „Time For War“ kommt schließlich Schwarzwurzelstimmung auf, als das schwere Riffing und Alls keifendes Organ einsetzen. Sowohl hier als auch in den folgenden Tracks werden regelrechte Feuerwerke an epischen, erhabenen Riffs und versunkenen, wohlklingenden Leads gezündet, die zusammen mit den eingangs erwähnten, immer wieder auftauchenden Charakteristika „Dominion“ eine ordentliche Portion Romantik verleihen. Entsprechend bleibt das Tempo, wenn auch dynamisch und abwechslungsreich gehalten, zumeist im schleppenden, gemäßigten Bereich mit häufigen Ausflügen ins Midtempo, gelegentlich auftretenden flotteren Rhythmen und seltenen Doublebass-Einlagen. Wer Blasts erwartet, wird enttäuscht, denn OPHTHALAMIA legen keinen Wert auf Geknüppel, sondern konzentrieren sich hier ganz auf die Stimmung und die erzeugte Atmosphäre, und da gelingt ihnen der Spagat zwischen kuscheligem Kaminfeuer und frostigem Winter auf bemerkenswerte Art und Weise.
Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass Soulseller gut daran getan haben, dieses in der Vergangenheit etwas verloren gegangene Schmuckstück wieder in die Gegenwart zurückzuholen, nachdem das UK-Label Candlelight kürzlich bereits die beiden Vorgängeralben wiederveröffentlicht hat. Der Re-Release von „Dominion“ kommt mit diversen Neuerungen: Zunächst wären da die vier Bonustracks, bei denen es sich um die Rehearsal-Versionen dreier Songs des Albums sowie den Rough-Mix einer Coverversion von Bathorys „Sacrifice“ handelt. Der Bonusteil kommt in entsprechend durchschnittlichem Soundgewand daher und auch das Cover ist kein Meisterstück, dürfte für Fans aber interessant sein. Auch der Austausch des hässlichen Cover-Artworks durch das ursprünglich für die Veröffentlichung vorgesehene, minimal weniger hässliche Cover-Artwork ist nur eine kleine Verbesserung, aber immerhin gibt’s ein fettes, 20-seitiges Booklet mit unveröffentlichten Fotos und Liner-Notes dazu – und letztendlich kommt es ohnehin darauf an, was drinsteckt, und das wurde übrigens neu gemixt und gemastert, also: Wer nicht immer nur scharf auf den neuen Kram im schwarzen Sektor ist und bisweilen auch mal Lust auf eine Geschichtsstunde hat, ist mit OPHTHALAMIA gut beraten und darf zugreifen.
Wertung: 7.5 / 10