Das Cover von "Generation Antichrist" von Onslaught

Review Onslaught – Generation Antichrist

ONSLAUGHT sind zweifelsohne der wichtigste britische Beitrag zum Thrash Metal. 1982 gegründet prägte die Band aus Bristol die Szene bereits in ihren Anfangstagen und auch über die Jahrtausendwende hinaus konnten ONSLAUGHT ihren Platz unter den großen Namen des Genres behaupten. Die meisten ihrer Alben wurden dabei von Sy Keeler eingesungen, der den Sound der Truppe somit unweigerlich nachhaltig beeinflusste. Insofern bedeutet ihr neues Album „Generation Antichrist“ mehr als nur eine geringfügige Zäsur für die Band: Da Sy Keeler aus beruflichen Gründen nicht länger mitmachen kann, begrüßt die Formation hier seit über 15 Jahren erstmals wieder einen neuen Frontmann – nämlich David Garnett, der auch noch bei den Death/Thrashern Bull-Riff Stampede aktiv ist. Obendrein wurde mit Wayne Dorman einmal mehr ein neuer Leadgitarrist an Bord geholt, weshalb es nicht unwahrscheinlich ist, dass die Briten ihren Sound auf „Generation Antichrist“ neu ausgerichtet haben könnten …

Die erfreuliche (und vermutlich auch wenig überraschende) Antwort: Egal, was sich im Hause ONSAUGHT geändert haben mag, ihrem Stil bleiben die Briten dabei zu 100 Prozent treu. Mit „Generation Antichrist“ liefern die Burschen aus Bristol ein astreines, bilderbuchmäßiges Thrash-Metal-Album ohne Schnörkel oder Experimente ab. Das beschreibt die neue Platte der Truppe bereits akkurat, allerdings bedingt eine Rezension im Normalfall eine etwas tiefgründigere Auseinandersetzung mit der Materie. Im Falle von „Generation Antichrist“ ist das jedoch gar nicht so einfach, zumal die Platte in ihrer Lehrbuchmäßigkeit auffällig unauffällig ist. Die Briten folgen auf ihrem siebten Album geradezu buchstabengetreu den seit 1982 gültigen Regeln des Genres, ohne auch nur ein einziges Mal von diesem Rezept abzuweichen. Die Songs bestehen also aus sämtlichen im Genre üblichen Bausteinen, die man so sowohl bei ONSLAUGHT selbst als auch bei sämtlichen anderen Vertretern der Sparte schon gehört hat.

Das bedeutet jedoch mitnichten, dass „Generation Antichrist“ keine gute Platte wäre, zumal die erwähnten Bauteile alle von höchster Qualität sind. Über knapp 40 Minuten treten die Engländer hier kein einziges Mal auf die Bremse und hauen ihrer Hörerschaft – das Klischee sei verziehen – neun gnadenlose Thrash-Metal-Abrissbirnen um die Ohren. Die messerscharfen Uptempo-Attacken von Nummern wie „Strike Hard Strike Fast“ und dem Titeltrack gehen nahtlos in tonnenschweren Groove wie in „Bow Down To The Clowns“ über. Melodien sind hier bestenfalls Makulatur und Hooks werden höchstes angedeutet, weshalb die Briten zwar auch im heimischen Wohnzimmer eine amtliche Schneise hinterlassen, ist die Wut jedoch verpufft, bleibt nur wenig zurück. Weil sich ONSLAUGHT munter im Baukasten des Genres bedienen, sind Parallelen zu anderen Bands ebenfalls unvermeidbar und so erinnern die Herren im modern groovenden „Empires Fall“ an neuere Exodus und dank des Maschinengewehr-Gesangs von „Religiousuicide“ gerne auch mal an Slayer.

Die beiden Neuzugänge machen dabei eine hervorragende Figur: Sänger David Garnett klingt wie eine wütende Mischung aus Sodom-Röhre Tom Angelripper und Destruction-Fronter Schmier. Damit ist er bei ONSLAUGHT goldrichtig und fügt sich bestens in den Brachialo-Sound der Truppe ein, erweist sich aber als nicht ganz so variabel wie sein Vorgänger, der seinen Gesang auch noch mit ziemlich beeindruckenden Screams veredeln konnte. Auch Leadgitarrist Wayne Dorman braucht sich keinesfalls vor der Konkurrenz zu verstecken und garniert die kompromisslose Riff-Attacke der Formation in jeder Nummer mit ziemlich halsbrecherischen Solo-Eskapaden – nicht nur in der abschließenden Motörhead-Hommage „A Perfect Day To Die“ ein absolutes Highlight.

Sicherlich funktioniert ausgeklügelter Thrash Metal anders als das, was ONSLAUGHT auf ihrem neuen Album bieten – dafür liefern die Briten hier weder genug Abwechslung noch ausreichend Innovation. Daraus kann man der Band jedoch kaum einen Strick drehen, denn ist man in der richtigen Stimmung für solch schnörkellosen Proto-Thrash, dann ist diese kompromisslose Riff-Walze genau das Richtige. Kurz: Wer Thrash Metal zum Mitsingen sucht, wendet sich lieber an verhinderte Power-Metal-Bands wie Kreator, denn auf „Generation Antichrist“ gibt es knapp 40 Minuten lang bedingungslos auf die Zwölf. Und anders würde man es bei ONSLAUGHT auch nicht haben wollen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert