Zwei Jahre sind seit „Kiasma“ vergangen, dem mitreißenden zweiten Album des New Yorker Soundkünstlers ONEIROGEN. Bevor es Zeit für dessen vollwertigen Nachfolger ist, legt er nun mit „Plentitude“ eine EP vor, die mit immerhin fünf Songs und 22 Minuten Spielzeit mehr ist als nur ein Appetizer.
Mag man die Metapher weiterspinnen, handelt es sich dabei allerdings nicht eben um Spagetti mit Tomatensoße. Denn was Solokünstler Mario Diaz de Leon hier auftischt, ist alles andere als leicht verdaulich oder Musik für jeden Geschmack. Lebte „Kiasma“ von ruhigen Soundwänden, wabernden Synthesizern und getragenen Ambient-Klängen, ist „Plentitude“ das genaue Gegenteil: Bisweilen hektisch, stets chaotisch arrangiert ONEIROGEN hier Sounds, die für sich genommen schon anstrengend anzuhören sind, zu verschrobenen, sperrigen Klangkonstrukten. Mal abgehackt und industriell („Vessel“), mal monoton („Plentitude“), mal komplett strukturlos („Collapsing“), fordern die Songs von ihren Hörern nicht nur Aufmerksamkeit, sondern auch Ausdauer. Und auch der diesmal intensiver eingesetzte, extrem verzerrte Schreigesang macht „Plentitude“ nicht eben leichter verdaulich. Dass ONEIROGEN am Ende im gefühlvoll und stimmig geschichteten „Emergence“ doch nochmal durchscheinen lässt, was „Kiasma“ so herausragend gemacht hat, macht es nur noch schwieriger, sich mit dem davor gehörten anzufreunden.
ONEIROGEN liefert mit „Plentitude“ keine schlechte Arbeit ab, aber definitiv eine für sehr spezielle Geschmäcker: Nichteinmal, wer „Kiasma“ mochte, sollte hier blind zugreifen – sonst könnte eine Enttäuschung drohen. Und sei diese auch nur der ersten Reizüberflutung geschuldet. So ruhig und sinnlich, wie das Artwork auch diesmal suggeriert, ist bei ONEIROGEN auf „Plentitude“ nämlich rein garnichts mehr.
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