3 Jahre ist es her, da veröffentlichten die Bostoner Jungs um Sänger Jonathan Blake ihr Alveran Debüt namens „It’s All A Long Goodbye“. Da die Scheibe durchweg positiv aufgenommen wurde waren erstmal Touren und Support-Shows angesagt, bevor ON BROKEN WINGS sich anno 2007 dran machten mit „Going Down“ den nächsten Longplayer oder besser gesagt die nächste „Mosh-Metal“ Brachial-Walze auf die Menschheit los zu lassen. Die Bezeichnung Longplayer ist dabei allerdings etwas hoch gegriffen, befinden sich doch nur vier wirklich neue Lieder auf „Going Down“, der Rest sind Songs vom ersten längst vergriffenen Album „#1 Beautiful“. Warum man allerdings versuchte den Sound der neuen Stücke an Demo-CD Niveau anzupassen, statt dem Album ne richtig fette Produktion zu gönnen, erschließt sich mir nicht. Dem New-School-Hardcore des Quintetts, welcher gelegentlich an die legendären „Morning Again“ erinnert, tut das jedenfalls nicht unbedingt gut. Dennoch agieren die Jungs dermaßen souverän und abwechslungsreich, dass dieser Punkt mehr bedauernd als negativ aufgenommen wird.
Los geht’s mit „On Violins“, dem emolastigsten Stück der Scheibe, dass mit ordentlich Klargesang – der übrigens ziemlich lässig völlig „neben“ die restliche Musik gemischt wurde – und einem schleppenden Rhythmus schon eine grobe Ahnung dessen vermittelt, was einen in den kommenden knapp 40 Minuten erwartet. „Clear“ schlägt dann um einiges schneller los und lebt vor allen von den für Hardcore typischen Breaks sowie der verdammt fiesen Stimme von Blake, in der ständig ein Hauch von Feindseligkeit und Verzweiflung mitschwingt. Ein abgefahrener Zwischenteil setzt diesem Nackenbrecher noch die Krone auf und beweist warum ON BROKEN WINGS einen entsprechend hervorragenden Ruf in der Szene genießen. Auch das nachfolgende, ziemlich basslastige „LTMR“ hat einiges zu bieten: Ein netter Basslauf führt nach derbem Gebolze plötzlich in einen Jazzpart bevor man sich unvermittelt wieder in die Vollen begibt. Diese Unberechenbarkeit der Musik zieht sich durch das komplette Album, genau wie der sporadisch eingesetzt Klargesang und die sehr präsenten und variablen Shouts von Blake und machen auch „Going Down“ wie bereits den Vorgänger zu etwas ganz Besonderem. Das vierte Stück „You Make Me Want to Hit My Face Against The Wall” bringt dann noch eine überzeugende Gitarrenmelodie und einen erst ziemlich emotionalen und dann umso brutaleren Jonathan Blake als würdigen Abschluss der neuen Stücke.
Die sieben restlichen (älteren) Lieder, fallen dagegen kaum ab und können gut mit dem fulminanten Start mithalten. Hier wird das Gewicht zwar ein wenig vom Abwechslungsreichtum weg und zur Brutalität hin verschoben, doch nach wie vor liefern die Bostoner sehr solide Arbeit ab. Die fünfte Nummer „I Do My Crosswords In Pen“ weicht davon allerdings noch ziemlich ab und ist so etwas wie mein heimlicher Liebling auf der Scheibe: Mit hysterischen Schreieinlagen, einer geniale stimmlichen Steigerung, die zwar nicht neu aber immer wieder gern gehört wird, catchy Melodien sowie einer perversen Portion Brutalität zeigen sich die Fünf unglaublich Abwechslungsreich von ihrer besten Seite.
Neben der viel zu dumpfen und untransparenten Produktion, die den Stücken und der Band viel von ihrer Atmosphäre nimmt, bleibt vor allem ein teilweise etwas dünner Klargesang als Kritikpunkt an „Going Down“. Über knapp 40 Minuten wird hier unkonventioneller Hardcore mit einer ordentlichen Portion Metal geboten. Würden die zehn Stücke in eine entsprechende Produktion gepackt, könnte ich hier eine uneingeschränkte Kaufempfehlungen aussprechen, so muss ich aber zumindest jedem Fan von Morning Again, Maroon, Poison The Well oder As I Lay Dying das Antesten ans Herz legen und freue mich schon auf das nächste, dann hoffentlich wieder besser produzierte Langeisen aus Boston.
Wertung: 8 / 10