Review Omega Lithium – Kinetik

Gerne verweise ich an dieser Stelle auf die Rezension von „Dreams in Formaline“ meines geschätzten Kollegen Han Müller. Denn genau wie anno 2009 hinterlassen mich Omega Lithium mit ihrem aktuellen Werk „Kinetik“ ebenfalls relativ ratlos. Nicht Fisch, nicht Fleisch, nicht Industrial, nicht Metal – so richtig manifestiert sich kein Eindruck, der die zweite VÖ der kroatischen Newcomer passend definiert oder zusammenfasst. Noch immer klingt die Musik arg nah angelehnt an etabliertere Kombos wie Lacuna Coil, Evanescence oder vielleicht auch L’Ame Immortelle. Und noch immer bleibt letztlich die Frage, ob zwei bis drei wirklich gute Songs ausreichend für eine rosige düsterromantische Zukunft sind.

Die Grundformel von „Dreams in Formaline“ ist auf „Kinetik“ unverändert erhalten geblieben: Mya Mortensen agiert über alle elf Songs hinweg als Charakterstimme von Omega Lithium, hat aber im Vergleich zum Vorgänger keine wesentlichen Fortschritte im Hinblick auf Klangfarbe oder Intonation gemacht. So ist ihr Gesang stets solide, nie außergewöhnlich gut, aber auch eben nie zum Davonlaufen. Ihre musikalische Heimat hat die junge Frontfrau in diesem Genre in jedem Fall gefunden, während Omega Lithium als Kollektiv immer noch ihre Nische suchen.
Apropos solide: Diese Bezeichnung verdient auch der rein musikalisch-instrumentale Part von „Kinetik“. Hervorzuheben sind besonders das keyboardlastige „Dance With Me“, „I Am God“ und das militärisch-aggressive „Cut, Forget“. Allesamt etwas schneller arrangierte Kompositionen, bei denen sich treibende Beats, harte Riffs mit Stakkato und Myas Stimme zu einem tanzbaren Ganzen vereinen. Leider beschleicht einen am Rande immer das Gefühl, man hätte Vergleichbares bereits mehrfach gehört – und teilweise sogar besser. Da helfen auch die – wie in „Pjesma“ – vereinzelt eingestreuten folkloristischen Melodien aus der kroatischen Heimat der Band nicht.
Außerdem gelingt es Omega Lithium nicht, die Qualitäten der eben angesprochenen Songs zu übertragen bzw. auszubauen oder allgemein den musikalischen Horizont des Projekts über den Tellerrand hinaus zu erweitern. So gerät beispielsweise „Time Of Change“ ähnlich hart wie „Cut, Forget“, erreicht aber nicht dessen Klasse und Wiedererkennungswert. Es fehlt schlicht an künstlerischem Esprit und Kreativität.

Ganz schief geht gegen Ende schließlich der „Mechanical Remix“ des Titeltracks. Für diese musikalische Bestrafung verdienen Omega Lithium pauschal einen ganzen Punkt Abzug. Ansonsten ist das stetige Wechselspiel zwischen Gitarre und Keyboard auf Dauer weder eintönig noch einprägsam. Melodisch, tanzbar und manchmal brachial verkaufen die Osteuropäer ihr neuestes Baby. Doch bis zum Durchbruch wird es noch ein langer Weg. Bleibt zu hoffen, dass weder Songwriting noch Komposition mit „Kinetik“ bereits am Maximum angelangt sind.

Wertung: 4.5 / 10

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