Omega Infinity - The Anticurrent Cover

Review Omega Infinity – The Anticurrent

Die unendlichen Weiten des Weltraums sind nicht unbedingt unter den Top 5 der meistbesungenen Themen im Metal. Dennoch muss man nicht lange suchen, um Songs dieser Stilrichtung zu finden, die dem staunenden Blick in die Sterne gewidmet sind. OMEGA INFINITY haben mit „Solar Spectre“ (2020) nichtsdestoweniger etwas Besonderes geschaffen. Das Duo, bestehend aus Xenoyr (Ne Obliviscaris) und Tentakel P. (Todtgelichter), vertonte darauf die Unergründlichkeit des Alls mit Extreme Metal, so immens, kalt und leer wie das kosmische Vakuum. Auf dem Nachfolger „The Anticurrent“ richten OMEGA INFINITY ihren Blick hingegen auf die zeitliche Dimension des Universums – von seiner Entstehung durch den Big Bang bis zu seinem unvorstellbaren Ende.

Dass OMEGA INFINITY ihr zweites Album zum Release des Vorgängers bereits weitgehend fertiggestellt hatten, ist nicht überraschend. Thematisch mag „The Anticurrent“ einen anderen Fokus als „Solar Spectre“ haben, stilistisch ziehen die beiden Platten jedoch im Grunde auf denselben Bahnen durch den Äther. Erneut lässt Tentakel P. seine programmierten Gitarrenspuren klingen, als würde er Metallbolzen planetarischen Ausmaßes aneinanderschlagen und -scharren („The Alpha“), während er den Tracks mit nicht zu großzügig eingesetzten Synthesizern dann und wann einen außerirdischen Touch verpasst („To The Stars“). Sein primäres Instrument ist jedoch eindeutig das Schlagzeug, das er dem Konzept des Albums entsprechend komplex und mit überwältigender Wucht bespielt.

Der Einfachheit der mal unheilvollen, mal wundersamen Keyboardklänge und des brachialen Gitarrenriffings, die manchmal in irritierende Grobschlächtigkeit umschlägt, zum Trotz sind die Tracks mitunter ausgesprochen herausfordernd – insbesondere der chaotische Auftakt des Openers „The Alpha“ und das Stimmengewirr im Zwölfminüter „Voices From The End Of Time“. Xenoyr erweist sich mit seinen kolossalen Growls und Screams indes einmal mehr als die perfekte gesangliche Verkörperung der interstellaren Schwärze.

Unterstützt werden OMEGA INFINITY zudem von einer Reihe fähiger Gastsänger*innen: Adrienne Cowan wechselt in „Iron Age“ spielend zwischen pathetischem Klar- und kernigem Schreigesang und Lindsay Schoolcraft gibt in „Death Rays“ einen ihrer despotischen Spoken-Word-Monologe zum Besten. Die beiden energiegeladenen, ebenfalls mit hervorragendem Gastgesang ausgeschmückten Coverversionen von „Night Journey“ (Sear Bliss) und „Ye Entrancemperium“ (Emperor) fügen sich zudem stimmiger in das Album ein als zuvor „Hosannas From The Basements Of Hell“ (Killing Joke) in „Solar Spectre“.

Wie bereits mit ihrem Debüt haben OMEGA INFINITY auch mit „The Anticurrent“ ein außergewöhnliches und in gewisser Weise beeindruckendes Album geschaffen, das seinem Potenzial aber nicht ganz gerecht wird. Dass die Songs mitunter ziemlich plump dastehen und teilweise seltsamerweise einen dem kosmischen Grundkonzept zuwiderlaufenden geozentrischen Blickwinkel einnehmen, mag angesichts der schieren Macht der Musik nur eine untergeordnete Rolle spielen. Ob „The Anticurrent“ universalen Anklang finden wird, ist aufgrund der leider ziemlich unausgewogenen und verwaschenen Produktion mehr als fraglich – die Zeit wird es zeigen.

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Wertung: 6 / 10

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