OFDRYKKJA haben einen langen, beschwerlichen Weg hinter sich. Hatten die Schweden auf ihren ersten beiden Platten noch ihr von Drogensucht und Hoffnungslosigkeit bestimmtes Dasein am Rande der Gesellschaft in Form von Depressive Black Metal im Stil von Lifelover vertont, so zeigte sich auf „Gryningsvisor“ (2019) eine Veränderung. Die Band schien sich langsam zu finden und einhergehend mit Stilelementen aus dem Folk kehrte auch eine gewisse Besinnlichkeit in ihre Musik ein. Noch hielten OFDRYKKJA auf ihrem dritten Album jedoch am Black Metal fest – ein misstönender Nachhall einer finsteren Zeit, der auf „After The Storm“ nun endlich verklungen ist.
Dass OFDRYKKJA die kleinlauten Screams, verzerrten Gitarren und drängenden Drums, die auf „Gryningsvisor“ hin und wieder störend dazwischenfunkten, inzwischen vollends hinter sich gelassen haben, ist nicht nur aus ästhetischen Gründen zu begrüßen, sondern zeichnet auch ein stimmiges Bild von der Entwicklung der Band. In den inzwischen ganz auf Folk und Post-Rock ausgelegten Tracks steckt zwar weiterhin eine tiefe Melancholie, aber auch viel Trost und Hoffnung.
So fühlt man sich schon von dem weiblichen Gesang und den Akustikklängen im Opener „The Light“ behutsam in den Arm genommen, aber auch den kühlen E-Gitarren und schmachtenden Gesängen im schwelgenden „The Cleansing“ wohnt eine besänftige Wirkung inne. An beiden Enden des stilistischen Spektrums der Platte erschaffen OFDRYKKJA eine einnehmende Atmosphäre. „The Mære“ berührt mit seinen ätherisch flirrenden Post-Rock-Gitarren und grummelnden Spoken-Word-Vocals ebenso wie die ganz dem Folk gewidmeten Nummern, die sich mit Nyckelharpa, Bratsche, Akustikgitarre und erdigen Perkussionen urtümlich, erhaben und mitunter sogar verspielt zeigen („Hårgalåten“, „Själavandring“).
Im Besonderen sticht jedoch „Beyond The Belt Of Orion“ heraus, in dem OFDRYKKJA im Wesentlichen eine achtminütige Life-Coaching-Session mit dezenter musikalischer Untermalung abhalten. Reduzierte Saitenklänge und sphärische Keyboards bilden die Begleitung zu einem überaus persönlichen Monolog, der sich um die Überwindung scheinbar aussichtsloser Lebenslagen durch Perspektivenwechsel, den Mut zur Veränderung und auch um Identitätsfindung dreht.
„After The Storm“ läuft lediglich bescheidene 30 Minuten lang und doch ist es für OFDRYKKJA ein bedeutsamer Meilenstein. Zwar klingt die Musik der Band an manchen Stellen immer noch etwas spröde und nicht durchwegs kohärent, doch die Abwendung vom Metal ist den Schweden alles in allem gut gelungen und konzeptionell absolut schlüssig. Die zwischen traditionellem Liedgut und stimmungsvollem, zeitgenössischem Rock rangierenden Stücke sind kleine Zufluchtsorte für verirrte Seelen – beschauliche Klanglandschaften der Introspektion, Kontemplation und Rekonvaleszenz. Zusammen ergeben sie das markanteste Album, das OFDRYKKJA bislang in die Welt gesetzt haben.
Wertung: 7.5 / 10