Den Titel fürs beste Artwork des Monats haben sich die vier Engländer von OCTOBER FILE in meinen Augen schon mal verdient: Kranken Alpträumen entsprungene Hybridwesen zwängen sich auf einem von Sturm umpeitschten Eiland aneinander und wissen nicht so richtig wohin mit sich. Das sieht richtig stark aus, steht aber leider auch etwas sinnbildlich für OCTOBER FILEs neusten Streich „Our Souls To You“. Ein gewisser Zwiespalt tut sich schon bei der Produktion auf. Als lobenswerte Doppel-CD wird das Album in die Läden kommen und dem Hörer letztendlich die Wahl des geeigneten Produzenten überlassen. Während die erste Version von John Mitchell recht trocken und sauber produziert wurde, lässt Godflesh Gitarrist Justin Broadrick auf der zweiten CD eine sehr dreckige und direkte Mischung vom Stapel die um einen Track („Our Souls To You Part 1“) gekürzt ist. Ein wirklicher Grund für dieses Vorgehen drängt sich mir nicht auf, offensichtlich konnte man sich einfach nicht entscheiden!
Musikalisch hat sich auf den ersten Blick zum hochgelobten Vorgänger „Holy Armour From The Jaws Of God“ nicht viel verändert. Monotoner Post-Hardcore der wieder einige Durchläufe braucht um zu zünden. Bei näherer Betrachtung offenbaren sich aber doch einige Unterschiede. OCTOBER FILE reizen das Potential an Trostlosigkeit – welches wunderbar durch die raue Stimme von Ben Hollyer in Szene gesetzt wird – auf „Our Souls To You“ nochmal deutlich weiter aus. Häufig allerdings auf Kosten der (vor allem stimmlichen) Abwechslung was dem Album nicht nur gut tut und ihm einige Längen beschert.
Dabei gestaltet sich der Einstieg mit dem wirklich hochklassigen „Falter“ und dem mit leichtem Sludge Einschlag daher kommenden „Dredge“ noch sehr hoffnungsvoll. Fieser Gesang gepaart mit tonnenschweren Riffs die gekonnt in alle Längen und Breiten ausgewalzt werden, versprühen eine brachiale und apokalyptische Atmosphäre, die einen direkt in ihren Bann zieht. Doch schon bei „Eau Du War“ treten die ersten Wiedererkennungseffekte auf – spätestens hier hätte mehr Abwechslung her gemusst. Dass instrumentelle Titelstück versucht sich zwar dann genau daran, scheitert aber trotz klerikaler Sampel und viel Spielereien spätestens nach 2 Minuten an der eigenen Stumpfsinnigkeit. Während „Isolation“ und „September“ nicht viel Neues bieten und ohne viel Aufhebens endlos am Hörer vorbeiziehen, schaffen es OCTOBER FILE in „Love Is (A Warm AK47)“ besonders durch die interessanten Riffs von Matt Lerwil und dem eingängig „besungenen“ Refrain noch mal zu punkten. Das abschließende Instrumentalstück steht seinem Namensvetter an Überflüssigkeit in Nichts nach und lässt den Hörer etwas ratlos zurück.
Auf der einen Seite bieten die vier Engländer auf „Our Souls To You“ wirklich einige packende Kracher die besonders von Freunden alter Mastodon, Neurosis oder Cult Of Luna mit Freuden aufgenommen werden müssten. Andererseits schaffen es die Herrschaften nicht, den großen Erwartungen die durch den sehr starken Vorgänger geweckt wurden mit „Our Souls To You“ voll gerecht zu werden. Statt die Zeit mit verschiedenen Mischern zu verbringen hätten man lieber mehr in die Songs investiert und an der ein oder anderen Stelle gekürzt. Weniger ist eben wirklich manchmal mehr!
Wertung: 7 / 10