OCTOBER FALLS sind in Deutschland nicht unbedingt die Bekanntesten, obwohl sie von ihrer Ausrichtung her eigentlich alles richtig machen: Zum einen kommen sie aus Finnland, zum anderen spielen sie melodischen Death Metal. Hier muss man allerdings einschränken, denn die ersten beiden Alben der Band kamen rein akustisch daher und weckten Erinnerungen an Tenhi, Ulver oder auch Empyrium. Die Liste der erfolgreichen Kombinationen dieser zwei Schlagwörter (Finnland und Metal) ist ziemlich lang, zumal die Musiker das zusätzliche Plus mitbringen, aus international erfolgreichen Bands zu stammen. Sami Hinkka am Bass spielt bei Ensiferum, während Schlagzeuger Marco Tarvonen ansonsten u.a. bei Barren Earth, Moonsorrow und Thy Serpent die Felle drischt. Nun ja, für Finnland bzw. Skandinavien das übliche Procedere, dennoch eine Erwähnung wert.
Eine Erwähung wert ist auch das vierte Werk der Band, „The Plague Of A Coming Age“ kommt melodisch, düster, teilweise melancholisch, manchmal hart und insgesamt griffig daher. Griffig bezieht sich auf die allgemeine Ausrichtung der Platte und ist dabei zugleich das größte Manko, denn die acht Songs plus einem stimmigen Intro, welches die Marschrichtung klar vorgibt, klingen allesamt sehr ähnlich. Das geht natürlich eine Weile gut, aber gerade in dem Moment, da man denkt, jetzt müsse die Platte richtig zünden, wird deutlich, dass sie genau das nicht tut. Zu wenige Songs im Einzelnen lassen aufhorchen und so gerät der Sound, der insgesamt häufiger an Insomnium als an die schwedische Melodic-Death-Schule erinnert, leider ein wenig langweilig.
Dies freilich auf gutklassigem Niveau, sicher gibt es auch Hörer, die das gar nicht so schlimm finden, immerhin muss man sich nicht auf mehrere Stilistiken einstellen und bekommt doch mit jedem Lied Erwartetes geboten. Trotzdem lassen einige Lieder zumindest teilweise aufhorchen, der Titeltrack fällt jetzt nicht unbedingt aus dem Rahmen, vereint aber alles, was OCTOBER FALLS auf ihren Fahnen stehen haben und bietet melancholische Düsterkost, die aufgrund von mächtigen Soundwänden und tendentiell negativer Grundstimmung beinahe schon in die Gothic-Ecke gerückt werden kann. Weiter ausgebaut wird dies mit dem besten Song der Scheibe, „Boiling Heart of The North“ (bei dem Amorphis-Sänger Tomi Joutsen einen Gastbeitrag abliefert) klingt von seinem Titel her wie eine Liebeserklärung an die karge nordische Heimat und bringt dies auch musikalisch so rüber. Der Kontrast im Songnamen, ein gewissermaßen „kochendes“ Herz in der Kälte des Nordens zu besingen, funktioniert auch im Song selbst, der Hörer wird hin-und hergerissen zwischen getragener Melancholie und heiterem Sturm und Drang – im Übrigen ein Spagat, der eben erwähnten Insomnium einfach den Tacken besser bzw. auf längerer Spielzeit gelingt.
Und so ist „The Plague Of A Coming Age“ mit Sicherheit keine Plage, aber eben auch kein Meisterwerk aus einem Land mit schier unerschöpflichen musikalischen Möglichkeiten. Handelte es sich jetzt um eine junge Band, würde man Talent atestieren, ein paar Tipps für kommende Veröffentlichungen abgeben, aber ich denke, OCTOBER FALLS haben ihren Stil längst gefunden und werden diesen auch nicht mehr großartig verändern. Dann müssen es beim nächsten Mal eben noch bessere Songs sein, auch so reicht es aber zu einem gutklassigen Dark-Metal-Album.
Wertung: 7 / 10