OCTOBER FALLS haben sich in der Vergangenheit als wandelbare Burschen gezeigt. Dabei gingen sie den bekannten Weg der deutschen Folker Empyrium quasi rückwärts: Zu Beginn der Karriere agierte Mastermind Mikko Lehto noch alleine und spielte rein akustische Naturmusik, erst später formierte man sich in eine Metalband um, ohne jedoch die Wurzeln aus den Augen zu verlieren.
Um diesen im 13. Jahr des Bestehens noch einmal ins Gedächtnis zu rufen, kommt mit „Kaarna“ eine Art Compilation der frühen Jahre heraus. Da sämtliches Material verbraten wurde, kommt man mit einer Scheibe nicht hin, insgesamt mehr als eineinhalb Stunden akustische, düstere, melancholische und atmosphärische Klänge warten auf den Hörer, der OCTOBER FALLS vielleicht so gar nicht kannte und entsprechend nicht erwartete. Dass in der Einleitung bereits Empyrium genannt wurden, ist so gesehen auch kein Zufall, denn die Parallelen zwischen beiden Bands sind offenkundig. Man kann den moderigen Moorgeruch praktisch riechen, man spürt den verführerischen Griff der Nachtelfe und verliebt sich in die Einsamkeit der finnischen Wälder.
So dick sollte man vielleicht nicht auftragen, aber die Gefühle, die „Kaarna“ transportiert, gehen in etwa in diese Richtung. Alles in allem ist die Musik absolut relaxt, selbst die „schnellen“ Parts bleiben entspannt und wühlen emotional nur auf einem erträglichen Niveau auf. Auf Stimmen verzichtet man beinahe komplett, wenn man mal vereinzelte „Ah“-Gesänge außen vor lässt. Aber Eingängigkeit kann das Ziel ohnehin nicht gewesen sein, denn die auf den Frühwerken noch in viele kleine Parts aufgeteilten Stücke sind nun als 20-35-minütige Epen zusammengefasst, was es teilweise schwer macht, dem Konzept zu folgen.
Die Frage sei aber auch gestattet, was OCTOBER FALLS dem Hörer vermitteln wollen bzw. was dieser von der Band erwartet. Die Musik ist ausgesprochen gut geeignet, um vom Alltagsstress abzuschalten, man kann die Platte quasi an jeder Stelle starten und bekommt sofort entspannende Klänge geboten. Am Ende weiß man dann zwar nicht, welchen Song man gerade gehört hat, weil die Möglichkeit, Abwechslung in die Stücke zu bringen, doch sehr limitiert ist, so dass eigentlich alles sehr ähnlich klingt.
Aber ist das denn überhaupt wichtig? Unter dem Strich bieten OCTOBER FALLS eine Auszeit von harter Musik, sie laden ein, ihre Ideen und Vorstellungen einmal auf eine andere Art und Weise kennenzulernen, auf die Reise muss sich der Hörer allerdings schon selber begeben. „Kaarna“ wird sehr lange dauern, bis es sich einigermaßen erschlossen hat, aber schon vorher kann man sicher Gefallen an der Musik finden.
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