Wenn man sich den arg knappen Infotext zu der norwegischen Band OCTAVIA SPERATI durchliest, könnte man auf den Gedanken kommen, es mit den Superstars von spätestens morgen früh zu tun zu haben. Es ist ja nichts Neues, das Label ihre Bands mit Lorbeeren nur so zuschütten, aber davon, dass „Grace Submerged“ schon lange herbeigesehnt wird, kann nun wirklich nicht unbedingt die Rede sein. Immerhin weckt alleine das stimmige Cover schon mal ein gewisses Interesse, eine Mischung aus Doom und Gothic sowie ein Gastauftritt von Morfeus (Limbonic Art) lassen sogar etwas wie Vorfreude aufkeimen. Recht sympathisch ist, dass die Band voller (hübscher) Damen steckt. Kennt man es von Bands des Genres ja, dass Frauen maximal Mikro und eventuell Keyboard bedienen, schwingen die weiblichen Mitglieder der Schöpfung hier u.a. sogar artig die Gitarre. Wie sie dies tun, sollen uns also die zehn Lieder auf „Grace Submerged“ zeigen.
Das eröffnende „Guilty I Am“ wird als der große Hit angekündigt, der bereits auf diversen Samplern vertreten zu sein scheint und dafür verantwortlich sein soll, dass die Band in Kürze auf ihre erste USA-Tour gehen wird. Das kann man sich sogar ganz gut vorstellen, klingt die Musik doch wie eine Mischung aus (älteren) The Gathering und vor allem Evanesence. Dies liegt zum allergrößten Teil an der Stimme von Sängerin Silje, die in einigen Momenten kräftig an Amy Lee erinnert. Auch musikalisch sind Affinitäten nicht von der Hand zu weisen, eine durchaus nette Keyboard-Untermalung versorgt neu-metallisches Riffing in Songs, denen der deutliche Versuch, schnell auf den Punkt zu kommen, anzumerken ist. Ganz so recht zünden mag der Song bei mir nicht, da schon eher das folgende „Moonlit“ , welches mit einem stampfenden Midtempo-Riff zu überzeugen weiß, die Strophe wird sehr minimalistisch dargeboten, ein verzerrter Bass, dezente Keyboards und Tom-Einsatz des Schlagzeugs, was den Refrain umso wuchtiger erscheinen lässt.
Für verzerrte Bässe scheint man im Hause der Bergener eine gewisse Vorliebe zu haben, denn auch „Going North“, welches auf der MySpace-Seite der Band kräftigst beworben wird, beginnt mit einem solchen. Das ist zwar ganz nett, weil in dem Umfang doch ungewöhnlich, insgesamt plätschert die Nummer aber doch recht emotionslos an mir vorbei. Eine Ballade an Position vier zu platzieren hingegen ist natürlich etwas völlig Neues (*g*). Auch hierbei stehen sie ihren vermutlichen Vorbildern Evanesence in nichts nach und tatsächlich ist „Don`t Believe A Word“ ein wirklich hörbarer Song geworden, je nach Befinden des Hörers kann man den etwas kitschig wirkenden Text auch als tief berührend bezeichnen.
Den weiteren Titeln ergeht es leider meistens so wie dem angesprochenen „Going North“: durchaus bemüht, aber irgendwie fehlt das gewisse Etwas, was einem den Song in Erinnerung hält. Eine rühmliche Ausnahme macht dabei das atmosphärische, im 3/4-Takt gehaltene „Dead End Poem“, welches mit in den Gehörgängen haftenden Melodien aufweist und einfach ein guter Song ist. Den Abschluss bildet das kurze Instrumental „Submerged“, welches man meiner bescheidenen Meinung nach sicher zu einem kompletten Song hätte ausbauen können, aber so bleibt, wie beim gesamten Album, der fade Beigeschmack, dass hier mehr drin gewesen wäre. Sicher, Fans von Evanesence sollten mal ein Ohr riskieren, aber wenn einem das Original schon nicht sonderlich gefällt, ist für eine zumindest inspirierte Band (von einem „Abklatsch“ will ich mal nicht reden, dazu ist das Bemühen um Eigenständigkeit dann doch zu groß) nicht viel mehr drin. Sollten die Norweger die vorhandenen Ansätze beim nächsten Mal ausbauen, ist eine höhere Wertung jedoch unumgänglich.
Wertung: 6.5 / 10