Review Obscurity – Várar

  • Label: SMP, Trollzorn
  • Veröffentlicht: 2009
  • Spielart: Black Metal

Es gibt Dinge, denen man auf Dauer einfach nicht aus dem Weg gehen kann. Steuererklärungen zum Beispiel. Zahnarztbesuchen. Den Müll herunterbringen. Das Klo putzen. Oder halt der Begeisterung eines Kumpels von mir für die bergische Band OBSCURITY (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Death Metal-Band aus Kalenborn). Des Öfteren schwärmte er mir schon von den Knaben vor, wie gut ihre bisherigen CDs doch seien (und was sie doch für nette Kerle sind, das kann ich jetzt anhand des Albums nicht beurteilen, also glauben wir’s mal), ich riskierte auch mal ein Ohr auf der Myspace-Seite und schlecht klang das nicht, aber ich war mal wieder chronisch knapp bei Kasse und deswegen entschied ich mich gegen einen Kauf. Als dann aber das neuste und mittlerweile schon vierte Opus „Várar“ im Promoverteiler auftauchte, schlug ich direkt mal zu.

Und war gleich mal etwas niedergeschlagen von der Klischeekeule, die die äußerliche Aufmachung des guten Stücks schon für mich bereit hielt. Das Cover kann man mit ein wenig gutem Willen noch cool finden, auch wenn es doch irgendwie schon ziemlich nichtssagend daher kommt, den Titel „Várar“ (der soviel wie „Schwur“ bedeutet) auch, die Trackliste ließ mich dann aber ein ums andere Mal schlucken und die Texte im Booklet ebenfalls. Hier wimmelt’s nur so vor „Wotans“, „Heimdalls“, „Walhallas“ und den zugehörigen Schwertern, Äxten und sonstigen Kriegswerkzeugen die man braucht, um einen klassischen Viking-Metal-Text anzufüllen. Und mit genau diesem Genre hab ich’s ja mittlerweile gar nicht mehr so, viel zu pathetisch kommt es meist daher und nimmt sich selbst oft viel zu ernst…

OBSCURITY machen da auch keine Ausnahme (zumindest konnt ich jetzt auch nach einigen Durchläufen keine feststellen), aber irgend etwas ist trotzdem anders an ihnen. Der Eine oder Andere mag es sich schon gedacht haben, der Opener spricht nämlich eine recht eindeutige Sprache und die ist die von Mordor und besagt da: Amon Amarth. Tracks wie „Nach Asgard wir reiten“ oder „Várar“ sind den schwedischen Todeswikingern schon ziemlich sehr aus dem Gesicht geschnitten, wenn auch nicht ganz so walzend wie die Kollegen, ein wenig Wucht fehlt noch (obwohl die Produktion ziemlich fett ist und viel Freude bereitet), auch ist die Ausrichtung doch etwas schwarzemtallischer, aber so groß ist der Unterschied wirklich nicht.

Und das ist ja jetzt per deffinitionem keine so üble Sache, Amon Amarth sind eine gute Band. Die deutschen, halbgaren Lyrics stören zwar von Zeit zu Zeit etwas, aber ansonsten startet die Scheibe sehr gut durch, geht direkt vorwärts und holz so einiges nieder, was da geht und steht. Schon der zweite Track „Battle Metal“ (als ich den Titel zum ersten Mal laß musste ich schon irgendwie schmunzeln, aber der Song ist besser, als man vermuten könnte, auch wenn die Band im Promoschrieb freimütig zugibt, dass hier „kräftig in die Klischee-Schublade geriffen“ wurde) zeigt dann aber auch noch andere Einflüsse. Der klingt nämlich wie von den finnischen Kollegen Catamenia geborgt. Sehr ähnliche Melodieführung, sehr ähnliches Riffing, man möchte meinen, dass man es hier mit einem Bastard aus den schwedischen Wikingern und den finnischen Wolfsfans zu tun hat.

Da liegt auch die Crux von „Várar“, zu vieles hier klingt wie schon mal gehört, die CD ist durchweg gut und unterhaltsam, das technische Niveau von OBSCURITY geht schwer in Ordnung, die Songs sind als spaßige Nackenbrecher auch eine gute Sache, aber man weigert sich einfach konsequent dieses Potential auszuschöpfen, indem man zu wenig Eigenständigkeit auf’s Parkett liegt. Auch in anderer Hinsicht bleiben OBSCURITY unter ihren Möglichkeiten, mit den Gastkontributionen von Arkadius Antonik und Path of Golconda-Schreihals Manuel namentlich. Wenn man solche starken Sänger zur Hand hat, um sie auf der eigenen Scheibe zu verewigen, dann sollte man doch was draus machen, aber vor allem Arkadius (von dem ich persönlich ein großer Fan bin) geht auf „Wer Wind säht“ ganz extrem unter. Die Geste ist eine nette, aber bei dem Ergebnis hätte er sich eigentlich gar nicht bemühen müssen. Und der letzte größere Kritikpunkt, den OBSCURITY sich eingestehen müssen, ist der empfindliche Mangel an Höhepunkten. 41 Minuten bolzen die Knaben durch und das machen sie auch sehr gut, aber wenn die letzten Takte von „Blut und Feuer“ verklingen, dann gähnt man doch ein wenig, es wird einfach zu gleichförmig gearbeitet, zu wenige Akzente innerhalb der Musik gesetzt.

Damit dürfte die Musik auf „Várar“ ziemlich gut beschrieben sein. Die CD ist mitnichten übel, sie ist sogar richtig brauchbar, aber bleibt doch hinter ihrem Potential zurück. Etwas durchdachtere Texte, etwas mehr Eigenständigkeit, etwas mehr Abwechslungsreichtum, das fehlt OBSCURITY einfach für ein richtig großes Album. Wenn sie daran noch feilen, dann könnte der nächste Streich ziemlich groß werden, „Várar“ indess bleibt wohl ein Fall für Hardcore-Fans von OBSCURITY (wer hätte es gedacht?) und Freunde der oben genannten Bands, die hier durchaus was brauchbares finden könnten.

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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