Es gibt etwas zu feiern im Hause OBSCURITY: Die deutschen Viking-Black-Metaller bestehen nun seit 20 Jahren. Passend dazu gibt es gibt es neue Musik auf die Ohren: Das schlicht mit „Streitmacht“ betitelte achte Album der Band bietet zehn neue Wikinger-Hymnen. Sind diese würdig, zwei Dekaden Bandbestehens zu feiern?
Der Opener „793“ lässt keine Wünsche offen, die man an einen OBSCURITY-Song stellen kann: Schwarzmetallisches Riffing trifft auf die einmal mehr gewaltigen und doch verständlichen Vocals von Frontmann Agalaz. Der findige Nordmann-Historiker weiß zudem bereits anhand des Titels, dass es hier um den berühmten Wikinger-Angriff auf das englische Kloster Lindisfarne im Jahr 793 nach Christus geht. „Streitmacht“ bietet jedoch mehr als einen derart vielversprechenden Opener. Der wütende Nachfolger „Meine Vergeltung“ ist kaum weniger mitreißend und mit dem sich wiederum anschließenden im Voraus veröffentlichten Kracher „Streitmacht Bergisch Land“ schafft sich die Gruppe ganz selbstverständlich eine neue, in zukünftigen Live-Sets unverzichtbare Bandhymne.
Das Problem, das diese lobenswerten Einstiegssongs mit sich bringen, liest sich simpel, wirkt sich, besonders beim konstanten Durchhören der Platte, allerdings nicht unerheblich aus: „Streitmacht“ impliziert damit ein höheres Nivau, als es auf seine ganze Länge gesehen halten kann. spätestens ab der Hälfte finden sich zwar noch weitere Highlights wie der geniale Rausschmeißer „Was uns bleibt“, allerdings auch solche Nummern wie das allzu ausschweifende „Todesengel“ oder das im Gegensatz dazu kurze, trotz des neugierig machenden Titels recht unspektakulär ausfallende „Hinrichtung“. Diese stellen nun keine Ausfälle dar, wohl aber einen qualitativen Abstieg im Vergleich zu anderem Material, mit dem die Band auf ihrem achten Album aufwartet. Um in dieser Liga mitspielen zu können, fehlt es Songs wie den genannten schlichtweg an besonders auffallenden Riffs und Melodien und griffigen Refrains, den Mitteln also, die man von alten und neuen OBSCURITY-Highlights gewohnt ist.
„Streitmacht“ ist somit ein insgesamt durchaus überzeugendes Album, das durch den bewährten und abermals gekonnten Einsatz angeschwärzten Wikingerstahls mit Melodic-Death-Einschlag zu gefallen weiß. Im Kontext der OBSCURITY-Diskographie gibt es jedoch bessere Werke, schlichtweg darum, weil die Hitdichte eines „Várar“ oder des selbstbetitelten 2012er-Outputs leider nicht ganz erreicht wird. Das ist schade, soll die herausragenden Songs, die „Streitmacht“ zu bieten hat, jedoch nicht in den Schatten stellen. An ein Jubiläumsalbum mag man höhere Erwartungen entrichten, hörenswert ist die achte Langrille der bergischen Löwen jedoch allemal.
Wertung: 7 / 10