Review Obscure Infinity – Into The Depths Of Infinity

  • Label: Eigenproduktion
  • Veröffentlicht: 2008
  • Spielart: Death Metal

„Was gibt es schöneres, als ein wenig Old School Death Metal Gebollere, um hin und wieder mal die Gehörgänge freizuputzen?“, dachte sich ein findiger Metal1-Redakteur und schlug gut gelaunt zu, als die 2007 geründete Band OBSCURE INFINITY, wohnhaft im lieblichen Westerwald, ihr erstes Lebenszeichen zum Review anbot. Das nennt sich „Into The Depths Of Infinity“, beinhaltet drei Tracks, exklusive Intro und Outro, und bringt es auf eine Spielzeit von 19 Minuten. So weit, so gut. Laut eigener Aussage sind diese 19 Minuten randvoll mit Musik, die von Unleashed, Grave, Death und Asphyx inspiriert wurde, aber auch Anleihen an Thrash und Black Metal nicht abgeneigt ist. Na da bin ich doch mal gespannt, auch wenn ich gleich zugeben muss, dass ich mich, was die Inspirationsquellen angeht, eher bedeckt halten muss, denn von Death und Unleashed kenn ich nur neueres Zeug und in Grave und Asphyx hab ich bis zum heutigen Datum noch nicht reingehört, Schande über mich…

Was gleich als erstes auffällt ist, dass OBSCURE INFINITY sich mit ihrer ersten Produktion ziemlich viel Mühe gegeben haben. Zwar findet die Musik sich zumindest beim Promo-Exemplar nur auf einem unbedruckten und unbeschrifteten Rohling, aber meine weitreichenden Quellen (höhö) versicherten mir, dass sich das bei der Verkaufsversion ganz anders verhält. Mit dabei allerdings: Das Booklet. Schön schön, werfen wir doch mal einen Blick rein. Nette Artworks, typische Bandfotos, alle Texte und Danksagungen sind auch drin, so weit so schön. Nicht ganz so nett ist allerdings die Farbgebung. Rote Schrift auf grau-schwarz-weißem Grund, das ließt sich in der Theorie jetzt nicht so augenfeindlich, Fakt ist aber leider, dass sich das Geschreibsel teilweise nur äußerst schwer entziffern lässt. Naja, macht ja nix, zumindest beim Booklet bin ich noch gewillt ein „Der gute Wille zählt“ auszupacken.

Bei der Musik hingegen nicht, denn wer da „gut gemacht“ mit „gut gemeint“ verwechselt, ei ei ei… Naja, aber damit will ich noch gar nichts andeuten, also fühlen wir den fünf Tracks der Demo doch mal auf den Zahn. Los geht’s mit dem Intro „…And Only Past Remains“. Bin ich der Einzige, der sich bei dem Titel irgendwie ein klein wenig an Edge Of Sanity erinnert fühlt? Egal, weiter im Text, bzw. im Takt. Denn was da in den ersten aus den Boxen kommt… Sagen wir mal so, ich war überrascht. Denn es ist nur ein Intro, aber Old School Death Metal hatte ich mir anders vorgestellt (außer wir sprechen von der ganz alten Schule, als der Verzerrer noch nicht erfunden war, aber ich glaube da gab es auch noch keinen Death Metal). Eine Akustikgitarre spielt einsam und allein eine gar verträumte Melodie. Nachdem die erste Überraschung sich gelegt hat, macht sich dann auch schon ein ganz ein anderer Gedanke breit: „Hey, das klingt ja verdammt cool.“ Ja, das tut es. Sehr schönes Intro, muss ich neidlos zugeben. Der Vergleich trifft es nicht ganz, aber irgendwie erinnert mich „…And Only Past Remains“ an das, was die Darkfolker von Empyrium in ihren letzten Tagen fabrizierten.

Beim Opener „Tomb Of Mortality“ werden dann aber endlich der olle Sensenmann ausgepackt und es wird konsequent getötet. Eine bollernde Rhythmusfraktion, tief gestimmtes Tremolo-Riffing und ein böse vor sich hin growlender Sänger machen schon mal gut den Standpunkt der Band klar. So dermaßen Old School würde ich den Death Metal von OBSCURE INFINITY jetzt nicht nennen, die vier Jungs lassen immerhin viel Platz für ein paar hochmelodische Soli und schöne Riffs abseits des altmodischen Death Metal Gesäges, aber trotzdem fühlt man sich irgendwie ein wenig in die Vergangenheit versetzt. Ein Schwachpunkt macht sich aber gleich bemerkbar: Der Gesang von Tieftöner Jules ist zum Einen nichts wirklich Besonderes und zum Anderen etwas weit hinten ins (sehr ordentliche) Soundbild gemischt worden. Einen Tick lauter hätte er werden können.

Schwachpunkt Nummero zwei ist aber fataler. Denn irgendwie will mich das Material nicht so wirklich bei der Stange halten. Es klingt ja alles wirklich nett und macht viel Spaß und so, aber wenn man nur mal kurz ein Quentchen Aufmerksamkeit auf irgend etwas anderes als die Musik der Jungs richtet, dann blendet sie sich einfach ungewollt in den Hintergrund, wird zu bloßer Beschallung. Aber: Die Tatsache, dass die Scheibe bei mir allein heute acht Stunden lang in Dauerschleife lief (acht Stunden durch 19 Minuten… das sollte jeder mit ein wenig Ahnung von Mathe hinkriegen) und ich mich nicht einmal wirklich gelangweilt habe, spricht da wohl Bände. Ja, das Material von OBSCURE INFINITY ist sehr schön, aber es eckt leider nicht genug an…

Mit einer Ausnahme: der Titeltrack. „Into The Depths Of Infinity“ ist prinzipiell jetzt nichts so sehr aus dem Rahmen fallendes, eigentlich fügt der Track sich gut in das Gesamtwerk der Band ein, trotzdem sticht er hervor, denn er setzt sich einfach fest, mit seinem simplen aber effektiven Riff. Das gefällt, das ist geil, davon hätte ich gerne mehr. Leider schließt die CD im Anschluss an den Titeltrack aber auch schon mit einer weiteren Runde Empyrium. Besinnlicher Ausklang einer nicht ganz so besinnlichen CD.

Was bleibt nun also zu sagen? OBSCURE INFINITY haben Potential, das ist klar. Ihre Musik klingt (zumindest in meinen Ohren) frisch, unverbraucht und recht eigenständig (wow, ich hätte nie gedacht, dass ich so was zu irgend einer Death Metal Band außer Vader sage), ihre handwerklichen Fähigkeiten sind mehr als in Ordnung und mit „Into The Depths Of Infinity“ ist auf der gleichnamigen Demo auch noch ein richtig starker Song vertreten. Leider hapert’s noch ein wenig am Songwriting, das könnte noch wesentlich fesselnder gestaltet werden. Wenn die Jungs diese Hürde bis zu ihrem Einstand mittels Langrille aber noch nehmen, dann steht uns was wahrlich gutes ins Haus. Und ich freu mich drauf.

Die Demo kann man übrigens für einen Fünfer direkt von der Band beziehen. Das Geld kann man durchaus schlechter anlegen, möchte ich meinen.

Keine Wertung

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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