Wie elegant die durchaus gewagte Idee ist, einer Band ein Symbol anstelle eines Bandnamens zu geben, kann man durchaus diskutieren. Die Leute aus der Marketing-Abteilung würden in Anbetracht der schlechten Vermarktbarkeit einer Band namens O wohl verrückt – doch auch für Fans wäre natürlich nicht unpraktisch, zu wissen, wie man die Band, die sich eher auf den Kreis als den Buchstaben bezieht, denn nun ausspricht.
Eigentlich ist das aber auch egal. Denn wo O anfangen, sollte sowieso respektvoll geschwiegen werden. Was die fünf Musiker aus dem Dreiländereck zwischen Belgien, Deutschland und den Niederlanden nämlich mit ihrem Konzeptalbum „When Plants Turn Into Stones“ abliefern, ist schlichtweg großes Kino. Die Formulierung ist dabei weit mehr als eine Plattitüde – ist das Werk von O doch merklich von der Filmmusik der 70er Jahre beeinflusst. Auch die weiteren heraushörbaren Einflüsse, die den „Post Ambient“, wie die Band ihren Stil selbst beschreibt, prägen, unterstreichen den Soundtrack-Charakter: So finden sich hier gleichermaßen Elemente von Sigur Ros, Cluster, Tortoise oder Crippled Black Phoenix – vor allem aber die Reminiszenzen an Godspeed You! Black Emperor sind trotz des im straighteren Rhythmus präsenteren Schlagzeugs unüberhörbar. Die Parallele mag nicht zuletzt auch am Sound liegen. Für das Mastering ist mit Harris Newman nämlich der Mann verantwortlich, der auch schon bei Arcade Fire, Silver Mt. Zion und eben genannte Godspped You! Black Emperor für den Sound verantwortlich zeichnete.
Wie viel des proklamierten Konzeptes über den Kreislauf des Lebens sich wirklich in den fast komplett instrumentalen Stücken ausmachen lässt, ist sicherlich Auslegungssache – Fakt ist, dass O mit „How Polished Boulders Carried Us Along“, in dem Kinder zu zarten Ambient-Klängen über das Leben philosophieren, ein wirklich berührendes Stück Musik gelungen ist.
Mit „When Plants Turn Into Stones“ untermauern Golden Antenna Records einmal mehr den Eindruck, dass Genre-Fans bei den Veröffentlichungen dieseses Labels eigentlich stets blind zugreifen können. So gehört Os „When Plants Turn Into Stones“ mit seinen gefühlvoll arrangierten Klängen definitiv schon jetzt zu den Highlights des Jahres 2014 im Ambient-Sektor.
Wertung: 8 / 10