Immer wenn man glaubt, man hätte jede verrückte satanistische Glaubensform im Black Metal kennengelernt, taucht plötzlich eine neue Band auf, die noch abstrusere Philosophien praktiziert und verbreitet. In diesem Falle handelt es sich um die Griechen NOX FORMULAE, die den dunkelsten Aspekten der typhonianischen Lehre huldigen und diese als Grundlage für ihre Musik und ihre Texte nutzen. Für alle, die keine okkulte Bibliothek ihr Eigen nennen: Der Typhonian Order huldigt nicht nur Satan, sondern auch niederen Dämonen, außerterrestrischen Lebensformen und Wesen aus Lovecrafts Cthulhu-Mythos. Gegründet wurde diese Glaubensform in den 1970er Jahren von Kenneth Grant. NOX FORMULAE vertonen diesen okkultistischen Wahnsinn und sehen ihre Alben als Rituale. Allein vom Lesen dieser Zeilen sollten bei jedem Fan okkultistischen Black Metals die Erwartungen durch die Decke gehen. Aber leider liegt genau hier die (einzige) Schwäche des neuen NOX-FORMULAE-Albums „Drakon – Darshan – Satan“: Ritualistisch ist hier so gut wie gar nichts.
Stattdessen spielen die Griechen eine treibende Mischung aus Rotting-Christ-Elementen und roher Raserei. Das geht gut ins Ohr und ist technisch einwandfrei, lässt aber im Vergleich zu Großmeistern des Genres wie Nightbringer, Urfaust oder Batushka nahezu keine Ritual-Stimmung aufkommen. Dabei klingen NOX FORMULAE aber nie stumpf oder langweilig, vielmehr reichern sie ihren Sound gekonnt mit dem einen oder anderen Ambient-Part an („Eclipse Of Garrasielh“) oder spielen gekonnt mit der Atmosphäre der Songs („Eve Of Destruction“). Wirklich aufhorchen lässt „The Arrival Of Noctifer“. Zu einem treibenden EDM-Beat gesellen sich sphärische Gitarren und ritualistischer Sprechgesang. Am Anfang wirkt das Stück wie ein Fremdkörper im Albumkontext, wandelt sich aber mehr und mehr zu einer organischen Verbindung zwischen den ansonsten metallisch-rasenden Songs.
Ist die Musik auf „Drakon – Darshan -Satan“ schon pure Raserei und Wahnsinn, spielen die Texte in einer ganz anderen Liga der Abgedrehtheit. Die Lyrics basieren auf dem Grimoire „At The Outskirts Of The Shadow Current: The Dark Initiation In This Lifetime“ des Griechen Daemon Gharrassielh. Ebendieser steuert auf dem Album auch Backingvocals sowie magische Symbole für das Artwork bei. Das Grimoire und damit auch die Texte von NOX FORMULAE lassen sich am besten als eine Mischung aus Satanismus und Science-Fiction beschreiben und sind damit in der Black-Metal-Szene wirklich einzigartig.
Alles in allem liefern NOX FORMULAE mit ihrem Zweitwerk „Drakon – Darshan – Satan“ ein gut gemachtes, rohes Album ab, das vor allem im Undergorund viele Fans haben dürfte. Der philosophische Ansatz der Musiker ist sicherlich alles andere als einfach zu verstehen, gibt der Band aber ein Alleinstellungsmerkmal. Hört man sich das erste Album der Griechen „The Hidden Paths To Black Ecstasy“ an, merkt man diesem die ritualistische Gesinnung viel mehr an. So ist „Drakon – Darshan – Satan“ zwar immer noch ein gutes Album, lässt aber echte Ritual-Stimmung vermissen.
Wertung: 8 / 10