NOVEMBRE ist in der düsteren Szene sicher kein unbekannter Name. Kein Wunder, sind die Italiener inzwischen seit beinahe 20 Jahren aktiv. Diverse Veröffentlichungen bei Century Media und Peaceville waren die Folge, der progressiv-dunkle Sound rückte die Band so auch schnell in die Nähe von ähnlich gearteten Truppen wie Katatonia oder Opeth. Da das ganz in dunklem blau gehaltene und folglich „The Blue“ betitelte neue Werk mein Erstkontakt mit NOVEMBRE darstellt, orientierte ich mich zunächst einmal an den Vergleichen.
Speziell die Schweden Katatonia könnten tatsächlich Pate gestanden haben, bekommt man auf „The Blue“ durchweg gotischen Düstermetal im unteren Midtempobereich mit teils cleanen, teils harschen Vocals serviert. Soundtechnisch gibt es dabei nichts zu meckern, größtenteils im einheimischen Outersound aufgenommen, erhielt die Scheibe ihre Veredelung im Finnvox Studio bei Mikko Karmila, der bereits mit Nightwish, Sentenced, Sonata Arctica und Amorphis zusammengearbeitet hat. Dem mittelprächtig informierten Musikfreund wird auffallen, dass der Finne Karmila es in der Regel mit finnischen Bands zu tun hat. Die Spielwiese sollte hiermit reichlich abgesteckt sein, leider weicht die anfängliche Vorfreude jedoch recht schnell der Ernüchterung. Ich muss es ganz offen und ehrlich zugeben, dass ich mir wesentlich mehr von NOVEMBRE versprochen habe. Die Songs sind zwar nicht unheimlich schlecht, aber insgesamt ziemlicher Durchschnitt, welches sich vor allem dadurch bemerkbar macht, dass auch nach vielfachem Durchhören kaum etwas hängen bleibt. Spontan fallen mir die scheinbare Vorliebe der Römer für Fade-Ins ein, so wird der Opener „Aenemia“ zunächst akustische eingeleitet, bevor die Band entsprechend dazu kommt. Das ist ganz nett gemacht! Ebenso der sakrale Einstieg bei „Cantus Christi“, sowie ein oder zwei Refrains oder eine hübsche Bridge. Ansonsten bleibt mir nichts anderes übrig, als mich in Lobeshymnen auf vergleichsweise banale Dinge zu ergehen: neben dem Sound überzeugt nämlich auch das angesprochene Artwork von Travis Smith durch mystische Tiefe und lockt sicher den einen oder anderen potentiellen Käufer zu einem Probedurchgang.
Und damit wären wir auch bereits beim Fazit, denn ein Testhören würde ich jedem Interessierten, der die Band nicht bereits gut kennt, empfehlen, ein Blindkauf wäre wohl zuviel des Risikos. Fans von NOVEMBRE greifen sicher ohnehin bedenkenlos zu und wenn sich die alten Alben nicht kategorisch von „The Blue“ unterscheiden, können sie das auch. Ich für meinen Teil werde in Zukunft aber wohl den Labelkollegen von Katatonia den Vorzug geben. Schade, ich werde das Gefühl nicht los, als wenn hier mehr drin gewesen wäre.
Wertung: 5 / 10