Es gibt Menschen, die derart unauffällig sind, dass es eigentlich schon wieder auffällig ist. Dass sich selbiges mitunter auch von Musikprojekten sagen lässt, kann man beispielsweise im Fall von NOVEMBERS DOOM beobachten. Obwohl die fünfköpfige Truppe aus Chicago, die 2019 bereits ihr dreißigjähriges Bestehen feiert, auf eine reichhaltige, zehn ganze Alben umspannende Diskographie zurückblicken kann, fehlte es ihrem grundsoliden Death/Doom doch immer an dem gewissen Etwas, das die Band an die Speerspitze des Genres katapultiert hätte. Ihr elftes Album „Nephilim Grove“ erscheint jedoch über Prophecy Productions – ein Label, das im Allgemeinen für seine alles andere als gewöhnlichen Veröffentlichungen geschätzt wird. Haben NOVEMBERS DOOM ihren vormals recht unscheinbaren Stil demnach auf Vordermann gebracht?
Die Antwort auf diese Frage ist schnell gefunden: leider nein. Dabei gibt es an „Nephilim Grove“ grundsätzlich sehr vieles zu mögen. In den eher am Death Metal orientierten Passagen geben NOVEMBERS DOOM mit ihren mächtigen Growls, ihren wuchtig-groovenden Gitarrenriffs und ihrem so einfallsreichen wie kraftvollen Drumming ein durchaus fast schon eindrucksvolles Bild ab („Black Light“). Auch die nicht zu sparsam eingearbeiteten Soli, die mysteriösen Clean-Gitarren und die gelegentlich auf dezente Weise in den Songs platzierten Besonderheiten wie etwa die Orgel im Titeltrack wissen grundsätzlich zu gefallen.
Sogar der ziemlich unspektakuläre, nüchterne Klargesang, der nur vereinzelt rauere Töne anschlägt („Petrichor“), ist an und für sich gekonnt vorgetragen. Tatsächlich könnte man sogar argumentieren, dass NOVEMBERS DOOM zu perfekt klingen. Sowohl die Kompositionen als auch die von Dan Swanö geformte Produktion weisen nicht die geringsten Ecken und Kanten auf. In Sachen Extreme halten sich die Amerikaner immerzu im gediegenen Mittelfeld auf. Wenn NOVEMBERS DOOM hier einmal mit roher Klanggewalt zu Werke gehen, dann nie allzu lange und auch nicht mit einer Intensität, wie sie etwa noch in „Devils Light“ von der Vorgängerplatte „Hamartia“ spürbar war.
In seinen ruhigeren Momenten klingt „Nephilim Grove“ hingegen zu seicht und glatt, um mit Atmosphäre punkten zu können – mag man sich auch an der einen oder anderen stelle kaum bewusst an Katatonias Klassikeralbum „Brave Murder Day“ erinnert fühlen. Dass NOVEMBERS DOOM hiermit nicht gerade ihr stärkstes Werk veröffentlicht haben, liegt schlussendlich an dem geradezu banalen Songwriting, aufgrund dessen insbesondere die Tracks im letzten Drittel der gut fünfzigminütigen Platte nach jedem Hördurchlauf sofort wieder vergessen sind.
Auf dem Papier lassen sich NOVEMBERS DOOM auf „Nephilim Grove“ eigentlich nichts zu Schulden kommen. Wie man es von den Vorgängeralben der Amerikaner gewohnt ist, sind die Instrumente versiert eingespielt, der Sound einwandfrei und die Art und Weise, auf die die Band an Death/Doom herangeht, sogar durchaus wiedererkennbar. Wer sich bisher an dem eher gemäßigten Stil der Truppe nicht gestört hat, dürfte somit gute Chancen haben, auch an ihrem elften Album gefallen zu finden. Jene Hörer, die sich von „Nephilim Grove“ hingegen etwas mehr Dynamik erhofft hatten, werden in dem allzu penibel abgerundeten, reibungslosen Charakter der Platte wohl eher eine Enttäuschung sehen. Letzten Endes haben NOVEMBERS DOOM hiermit ein zwar nett anzuhörendes, jedoch kaum nachwirkendes Album veröffentlicht.
Wertung: 6.5 / 10