Review Novarupta – Astral Sands

Wir leben in Zeiten, in denen es gelegentlich einen Ausstieg braucht. Eine Art „spontanen Escape“ und damit die Möglichkeit sich für einen Moment (im vorliegenden Fall sind es rund 50 Minuten) vollkommen zu isolieren. Sei es um zu vergessen, um zu ergründen oder zu träumen. Alex Stjernfeldt aka. NOVARUPTA lädt mit seinem neuen Album „Astral Sands“ genau zu dieser Art von kurzweiligem Eskapismus ein.

Im Allgemeinen wird die Musik des Multiinstrumentalisten unter der Bezeichnung „Blackened Sludge Metal“ geführt. Für das neue Album von NOVARUPTA kann dieses Plakat allerdings nur für die kleinen Zwischentöne herhalten. Denn im Kern entspricht das Klangbild von „Astral Sands“ eher fuzzigem Post-Rock mit einem ordentlichen Schub Melancholie und Träumerei. So macht das Instrumental „Ensamstående Enastående“ keine Anstalten die genannten Attribute direkt auszuspielen, während das nachfolgende „Seven Collides“ vergleichsweise düster einsteigt, dann jedoch sehr schnell einen angenehm zugänglichen Drive entwickelt, der die Düsternis in den Hintergrund schiebt. So bewegt sich bereits der zweite Titel von „Astral Sands“ irgendwo zwischen Neurosis und Russian Circles zu Zeiten von „Blood Year“. Ein guter Start.

„The Bullet Shines Before Impact“ hingegen, erinnert mit seiner luftigen und doch introvertierten Stimmung stark an Bands wie The Chant oder Arctic Plateau. Die Streicher eines „Endless Joy“ führen dann zurück in tiefste Melancholie. Damit ergibt sich ein erneuter Kontrast. Der Track fühlt sich an wie ein pessimistischer Monolog mit der eigenen Innerlichkeit. Die Zerrissenheit in der Stimme von Sänger Johannes Björk passt da perfekt ins Bild und ergänzt die anfangs zurückhaltende Gitarrenarbeit bestens.

Der Gothic-Charme von „The Clay Keeps“ mit Mark Wilson-Pepper rangiert im besten Sinne zwischen Katatonia und The Cure. Die simple Keyboardline verbindet sich mit schwelgenden Gitarren, ehe sich ein satter Groove bei Drums und Bass untermischt. Das beweist, dass NOVARUPTA nicht den Fehler begehen, ausschließlich der Melancholie Raum zu geben, wenn sie für „Astral Sands“ auch maßgebend ist. Dass es auch anders geht, muss an einem letzten Beispiel belegt werden. Der Song „Cosmographia“ ist ein wunderbarer Groover, dessen dichter Bass auf simplen Drum-Lines unglaublich schnell in den Kopf (und das Genick) geht. Die vergleichsweise prominenten Gitarren bringen eine angenehme Härte mit und Fabian Brusk-Jahn setzt dem düsteren Stück mit seiner verträumten Stimme das Krönchen auf.

Während dieser Review wurden bereits drei Sänger genannt. Zuviel? Auf dem gesamten Album gibt es neun und das führt zum einzigen Problem auf „Astral Sands“. Es mag sein, dass Alex Stjernfeldt sein Projekt als Künstlerkollektiv begreift und – sind wir ehrlich – die nun abgeschlossene Alben-Tetralogie lässt daran auch wenig Zweifel. Auch ist verständlich, dass es nach dem rein instrumentalen Vorgänger „Carrion Movements“ mal wieder ein wenig Gesang brauchte. Aber bei neun verschiedenen Sängern ist es einfach sehr schwer, eine endgültige Kohärenz zu erzeugen, die gerade im „Post-Genre“ die übergeordnete Agenda bedeutet. Stimmen bilden zwar in dieser Sparte nicht immer den Mittelpunkt, sind aber ein verlässlicher Anker bei der Orientierung in den Saiten-Traumlanden. Wenn man sich auf derart viele Gesänge und damit auch unterschiedlichen Vibes einstellen muss, kann das recht anstrengend werden.

Unter dem Strich kann man aber sagen, dass Alex Stjernfeldt genau weiß, was er tut und wen er braucht, um die Verwirklichung seiner Ideen voranzutreiben. „Astral Sands“ ist dafür ein weiterer Beleg. Das Album steht als Abschluss seiner Tetralogie für das Element Erde. So erdig und dicht wurde letztlich auch der Sound gestaltet, während die Musik als solche ihre klimaktischen Höhepunkte ähnlich staffelt wie schon auf den Vorgänger-Alben etabliert. Damit ist „Astral Sands“ eine absolute Empfehlung für jeden Fan melancholischer Rock- und Metalmusik.

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Wertung: 8 / 10

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