Review Noumena – Anatomy Of Life

Im Jahr 2005 konnten NOUMENA mit ihrem Debütalbum „Abscene“ einen glänzenden Einstieg hinlegen. Von allen Seiten wurde es hochgelobt, einen Durchbruch konnte man trotz der Klasse aber hierzulande nicht verzeichnen. Den Weg des melodischen, melancholischen Death Metal mit Gothic-Einschlag setzen die Finnen nun auch mit ihrem Zweitwerk fort. In dieser Richtung konnten in diesem Jahr bereits die beiden Landeskollegen Kalmah („The Black Waltz“) und Insomnium („Above The Weeping World“) mit großartigen Scheiben aufwarten, NOUMENA wollen hiermit also nachziehen.

Man ist gut damit beraten, gleich mit der Einstellung an das Album ranzugehen, keine Innovation und nichts Aussergewöhnliches zu bekommen. Weiterhin verbinden NOUMENA Melnacholie und traurige Stimmung mit Aggressivität und Härte, dabei stehen die Melodien eindeutig im Vordergrund, zu sehr im Vordergrund meint man manchmal, sie wirken oft recht aufdringlich und zu deutlich. Das war schon beim Vorgänger so, und hier hat sich rein gar nichts daran geändert. Die Songstrukturen wirken aber etwas ausgefeilter und die Lieder im Gesamten ein wenig unterschiedlicher zueinander. Neben den „normalen“ mittelschnellen Songs gibt es diesmal mit „Through The Element“ auch eine traumhafte Ballade, die mit tollem Frauengesang punkten kann. Der ist hier übrigens genau so wie der Klargesang zahlreicher vertreten als bisher, beide klingen ganz gut, wenn auch nicht weltbewegend. Führend ist weiterhin der tiefe Growlgesang von Antti, er hat sich schlicht gar nicht verändert. Schön ist damit zwar, dass man weiterhin auf herrlich tiefen Gesang setzt, mit der Zeit langweilt er aber ziemlich, da er arg monoton wirkt. Gut zur Abwechslung dient hiermit also, dass man den Einsatz von Frauen- und Klargesang ausgeweitet hat.

Was wirklich schlechtes gibt es bisher nicht zu vermelden, doch was NOUMENA in diesem Jahr das Genick bricht, ist das Songwriting. Es ist natürlich und ambitioniert, wenn eine Band versucht, mehr Abwechslung in ihre Musik zu bringen und ausgefeilter werden will. Es macht sich jedoch nicht gut, die Refrains ganz tief zu verstecken, den eh schon geringen Härtegrad nochmals zu verringern und noch mehr ruhige Parts einzuflechten, die allzu wenig Durchschlagskraft und Power haben. Schon der Eröffnungstrack „Misanthropolis“ ist denkbar schlecht gewählt, ist er doch alles andere als misanthropisch und zahm wie ein frisch geschorenes Schaf. So findet man gleich schwer ins Album hinein, und auch nach mehreren Durchläufen will der Funke absolut nicht überspringen. Hier spürt man nicht die Leidenschaft, die bei dieser Musikrichtung so wichtig ist. Hier denkt man eher, die Musiker fallen bald in einen tiefen Schlaf, wenn sie die mit der Zeit eintönigen Riffs noch allzuoft spielen müssen. Als wirklich gutes Lied blieb mir auch nach mehreren Hördurchgängen neben dem angesprochenen „Through The Element“ nur die beiden dreieinhalbminütigen und knackigen „Triumph And Loss“ sowie „Marionettes“ im Kopf, hier wird endlich mal straight und mit Selbstbewusstsein gerockt. Wenn ein Lied die Vier-Minuten-Grenze erreicht beziehunsweise überschreitet, ist es in sechs weiteren Fällen leider nicht auf diesem Niveau, allzu schade.

Trotzdem ist es kein schlechtes Werk, aber auch keines, dass die Notwendigkeit eines Besitzes erfordert, man wird nicht in den eigenen Tränen ertrinken, wenn man es nicht sein Eigen nennt. Wer den Vorgänger bereits hat und mag, muss hier nicht zwingend zugreifen, da sich einfach zu wenig entscheidend entwickelt hat. Generell würde ich eher zu „Absence“ raten, da dort mit „The End Of The Century“, „A Day To Depart“ und „The First Drop“ drei erstklassige Ohrwürmer vertreten sind. Solche Kracher sucht man hier leider vergebens. Auch wenn der Erstling etwas einförmiger ist, hat er doch wesentlich mehr Elan und Freude zu bieten. Auf dem richtigen Weg wären die Finnen meiner Meinung nach, wenn sie sich auf das konzentrieren, was sie am besten können, nämlich die kürzeren und rockenden Stücke zum Hauptthema machen, dann funktioniert das auch. Wirklich empfehlenswert ist das Album nur für beinharte Fans des melodischen Death Metal, wie er vor allem Mitte der Neunziger von Bands wie Amorphis oder teilweise auch Sentenced und In Flames praktiziert wurde, nur erreicht „Anatomy Of Life“ bei weitem nie deren Klasse.

Wertung: 5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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