Eine gute CD erkennt man schon am Artwork.
Sicherlich, diese These ist nicht unbedingt hundertprozentig hieb- und stichfest, jedoch erstaunlich oft zutreffend – so oft, dass ich durchaus bisweilen auch schon nach Artwork gekauft habe… wirklich enttäuscht wurde ich dabei, soweit ich mich erinnern kann, nie.
Eine mögliche Erklärung dafür könnte lauten: Heutzutage kann so zimlich jeder Musik aufnehmen und in ein einigermaßen erträgliches Klangkostüm gewanden – wer jedoch sein Herzblut in eine Veröffentlichung gesteckt hat, versucht, diese in allen Belangen möglichst vollendet zu veröffentlichen – und dazu gehört eben auch der optische Aspekt.
Ähnlich verhält es sich bei der EP „The Scars We Share“ der Marburger Progressive Hardcoreler NOTES FROM MAELIS, weiß mich doch bereits das Cover-Gemälde zu faszinieren. Und wie ich es von einer Veröffentlichung mit so wohlüberlegt gewählter Visualisierung nicht anders erwartet hätte, bietet auch der dazugehörige Silberling durchdachte, anspruchsvolle und schlicht und ergreifend faszinierende Musik:
Fünfs Songs haben es auf die erste EP der Truppe geschafft, welche in grober Näherung recht treffend mit „Melodic Progressive Hardcore“ zu beschreiben wären. Denn einerseits hat man es hier, vor allem durch den genretypischen Gesang von Vokalist Chris verdeutlicht, definitiv mit Hardcore zu tun – auf der anderen Seite bietet „The Scars We Share“ aber weit mehr, als so manche stumpfe HC-Kapelle, wissen die Musiker ihre Fähigkeiten doch durchaus gekonnt in vertrackten Gitarrenarrangements, Songaufbauten und anspruchsvoll-melodischen Parts auszudrücken. Das Ergebnis kann sich nicht nur hören lassen, sondern bietet eine erfrischende, eigenständige Atmosphäre, die mich noch am ehesten an die „We Swim“-EP der Dänen Scarred By Beauty denken lässt: Flotte Riffs, viele Tempowechsel und immer wieder in der richtigen Dosierung eingestreut progressive Ideen ergeben zusammen eine vielseitige und trotzdem in sich schlüssige Mischung, die zu gefallen weiß.
Mit „The Scars We Share“ bestätigen NOTES FROM MAELIS nicht nur die eingangs genannte These bezüglich der direkten Korrelation guter Artworks mit guter Musik, sondern gleich noch eine zweite: Nämlich, dass nicht das Genre, sondern die Qualität das Entscheidende ist, um zu überzeugen… kann doch, wer etwas mit gitarrenorientierter Musik anzufangen weiß, wohl so zimlich jeder Spielart irgendetwas abgewinnen, solange nur das Niveau stimmt.
Aus diesem Grund kann ich diese EP weit über die Grenzen des Hardcore hinaus jedem ans Herz legen, der an harter, progressiver und dabei zudem bisweilen melodischer Gitarrenmusik Freude findet.
Keine Wertung