Klar könnte man bei dem Bandnamen und der Tatsache, dass NORTHERN OAK leicht mittelalterlich angehauchten Folk Metal spielen, auf den Gedanken einer skandinavischen Herkunft kommen. In diesem Fall ist das aber falsch, denn das Sextett kommt aus dem mittelenglischen Sheffield und ist seit fast zehn Jahren unterwegs. „Of Roots And Flesh“ stellt das dritte Full-Length-Album dar, zehn Songs plus ein Kurzinstrumental sowie ein Outro stehen zur Begutachtung bereit.
Offenbar will die Band keine gewöhnlichen Wege gehen, jedenfalls setzt man das mit fast neun Minuten längste Stück gleich an den Anfang. Könnte man so machen, wenn eben dieses Lied sozusagen die Blaupause für die gesamte Platte wäre. Genau das ist „The Dark Of Midsummer“ aber nicht, es sei denn, der Zuhörer unterstellt, das leichte Chaos ist gewollt. Denn genauso, wie sich dem Hörer der angesprochene Song erst mit viel Mühe erschließt, verbirgt „Of Roots And Flesh“ seine Feinheiten etwas zu gut.
Nur selten gelingt es NORTHERN OAK, mit dem Material wirklich zu fesseln, in zu vielen Momenten macht sich ein Gefühl der Unentschlossenheit breit. Es wirkt fast so, als wenn die Band selber nicht genau wüsste, wo sie eigentlich hin will und so wird die Ausrichtung munter mit nahezu jedem neuen Lied gewechselt. Schließlich passt ja alles unter den Deckmantel des mittelalterlichen Folk Metal.
Mit ein wenig Einsatz erschließen sich mit der Zeit dann aber doch ein paar Lieder. Das leicht abgedrehte „Gaia“ gehört sicherlich genauso zu den besseren Momenten wie das von traditionellen Instrumenten begleitete (längere) Instrumental „Isle Of Mists“, beiden Songs liegt ein schlüssiges Konzept zu Grunde. Leider gelingt dies beim Rest der Platte nur in ausgewählten Momenten, wobei wir uns da nicht missverstehen sollten: NORTHERN OAK sind keine unfähige Kirmestruppe, auch wenn die Analyse vielleicht bisher mit Lob gegeizt hat. Technisch ist beispielsweise alles auf einem sehr anhörbaren Niveau, die Herrschaften beherrschen ihre Instrumente und wissen in den meisten Fällen, wann sie ihr Können auch zum Einsatz bringen können.
Somit schichten die Briten auf „Of Roots And Flesh“ eine Menge Material für ein freudiges Feuerchen auf. Unglücklicherweise versäumen sie es, auch für Funkenflug zu sorgen, um die Flammen auch in Gang zu bringen. Und so bleibt das Drittwerk der Band leider von überschaubarer Qualität, was den Genussanspruch angeht. Stringenz im Songwriting wäre ein Ansatzpunkt für das nächste Mal.
Wertung: 6 / 10