(Doom / Symphonic / Melodic Black Metal) Obwohl schon seit gut zehn Jahren existent, dürfte das Projekt NONEXISTENCE des Österreichers Philip Santoll vielen noch gänzlich unbekannt sein. Ein Grund dafür mag darin liegen, dass mit „Antarctica“ nun erst das zweite Album nach dem 2007er Debüt „Nihil“ erscheint. Für dieses jedoch konnte Santoll sich nun einen Vertrag mit dem britischen Label Candlelight sichern, was, so darf man zumindest hoffen, den Bekanntheitsgrad von NONEXISTENCE merklich steigern dürfte. Verdient wäre das allemal, hat man es bei „Antarctica“ doch mit einem der spannendsten Alben zu tun, die in diesem Jahr bislang veröffentlicht wurden.
Das liegt vor allem an dem sehr eigenen, ausgewogenen Stil von NONEXISTENCE: Wie aus einem Guss folgt „Antarctica“ einem klaren Konzept, das jedoch so ausgereift und durchdacht ist, dass zu keiner Sekunde Langeweile aufkommt. Bereits der Opener ist hier so richtungsweisend wie beispielhaft genial: Aus einer getragenen Gitarrenmelodie heraus, zu welcher sich alsbald eine monumental-doomige Begleitung gesellt, entwickelt sich hier ein schleppender, düster-melancholischer Song, der gleichermaßen Elemente aus Dark, Doom und Melodic Death Metal in sich trägt: Cleangitarren und epische Melodien haben hier genauso Platz wie wuchtige Arrangements, gesanglich elegant wird zwischen Growls, die jede Funeral-Doom-Band glücklich machen würden, und Screams, die stark an Ihsahn erinnern, gewechselt.
Generell liegt man mit Ihsahn nicht ganz daneben, erinnert doch auch so manche Arrangement-Idee an das Soloprojekt des norwegischen Großmeisters. Zwar arbeitet NONEXISTENCE mit sehr viel (programmiertem) Orchester, kitschig wird das Dargebotene dabei jedoch nie – zu geschickt setzt Philip Santoll diese Elemente ein, zu natürlich verschmilzt hier alles zu einer großen Idee. Damit erinnert „Antarctica“ direkt an zwei weitere großartige Bands: Dimmu Borgir, denen immer mal wieder mehr oder weniger direkt Tribut gezollt wird, sowie Troll, an die konkret das stark akzentuierte, treibende Riffing sowie die Keys in „The Void of No Void“ erinnern. All diese Vergleiche sind jedoch nur genau das: Vergleiche. Denn bei allen Parallelen zu noch so unterschiedlichen Bands schafft NONEXISTENCE es dennoch, völlig eigenständig und in sich schlüssig zu klingen. Dem starken Eindruck, den das Material macht, kommt auch der kraftvolle, dabei jedoch stets kristallklare Sound zu Gute – einzig die Tatsache, dass man im ersten Song einige ungefadete Schnitte in der Recording-Spur herauszuhören meint, könnte vom kritischen Hörer als technisches Manko angeführt werden – und als Randnotiz abgehakt und direkt wieder vergessen werden.
Mit „Antarctica“ legt Philip Santoll ein wirklich beeindruckendes Album vor, das Seinesgleichen sucht und sich in nur wenigen Hördurchgängen direkt in meine Favoriten-Liste für 2013 hineingespielt hat. Ein Album, das mitreißt und begeistert, das fasziniert und vor allem Lust auf mehr macht. Große Kunst und für alle Fans der genannten Bands und Genres ein absoluter Geheimtipp. Hoffen wir, dass sich zumindest an dem „geheim“ rasch etwas ändert – es wäre nur gerecht.
Wertung: 9.5 / 10