Review Nite – Cult Of The Serpent Sun

„Ich höre Heavy Metal!“ – Dieser Satz kann heute alles und nichts bedeuten, denn so eindeutig dieses Plakat auch ist, so vehement umspannt dieser Genrebegriff alles, was aus ihm hervorging. Im klassischsten Sinne sprechen wir natürlich von Namen wie Iron Maiden, Led Zeppelin, AC/DC und all den anderen Konsorten. Was aber, wenn eine Band „Blackened-Heavy-Metal“ spielt? NITE verstehen sich genau darauf. Das Quartett macht derweil seit 2018 von sich reden und stellt mit „Cult of the Serpent Sun“ sein drittes Album vor.

Seit 2022 und damit dem Album „Voices of the Kronian Moon“ hat sich an der musikalischen Formel nichts geändert. Nach wie vor verbinden sich hochmelodische Arrangements mit treibenden Grooves. Und auch wenn die Bay Area eher für gepflegten Thrash Metal steht, so weht einem doch ein Hauch eben dieses Gefühls durchs Haar, wenn man bei offenem Fenster zur Musik von NITE in einem roten Ford Mustang geradewegs zur Hölle fährt. Den direkten Weg wählen NITE auch mit ihrem Opener und Titeltrack „Cult of the Serpent Sun“. Die Nummer treibt den Hörer mit einem so gnadenlosen Groove vor sich her, dass vehementes Mitnicken unumgänglich wird.

Die feinen Cloak-Vibes eines „Skull“ setzen diesen Trend nur fort. Jedes Ohr, von AC/DC bis Abbath, dürfte das schmissig-kautzige Temperament dieses Tracks für sich einnehmen. Auch die wahnwitzige Eingängigkeit von „Crow (Fear the Night)“ mit kleinen Ghost-Reminiszenzen bei den Gitarren macht sehr glücklich. War das eigentlich Absicht, oder hätte der Song auch im Originalfilm „The Crow“ aus dem Jahr 1994 laufen können? Seichte, fast friedvolle Harmonien mischt dann „The Mystic“ unter und löst kurz den festen Griff, mit dem die Band ihre Hörerschaft am Kragen packt. Ein wenig Kansas-Träumerei gefällig? NITE sagen: „Na gerne doch!“.

Dass die Band aus San Francisco auch auf „Cult of the Serpent Sun“ den weitgehend gleichen Mustern folgt wie auf den Vorgängeralben mag auffallen, ist aber zu verschmerzen. Ein Song wie „Tarmut“ setzt nämlich mit düsteren Leads und seiner eher beklemmenden Stimmung einen tollen wie notwendigen Kontrast – genau deshalb heißt es eben „Blackened-Heavy-Metal“. „Cult of the Serpent Sun“ ist ein absolut rundes Rock-Album geworden, das mit treibenden Rhythmen, tollen Leads und der grollenden Stimme von Van Labrakis jeden Fan zwischen Hard Rock und Black Metal begeistern dürfte. Den Preis für Innovation holen sich NITE freilich auch diesmal nicht – etwas mehr Mut tät‘ eben gut. Aber wenn die eigene Agenda so rund läuft, was will man sich da beschweren? Der Teufel hat das Bier so oder so schon kaltgestellt, also kann man, bis man unten angekommen ist, auch noch ein paar Mal „Cult of the Serpent Sun“ laufen lassen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert