Review Nine Treasures – Awakening From Dukkha

Mit dem internationalen Erfolg der Rockband The Hu hat ein Nischen-Genre einen neuen Aufschwung erfahren: „Mongol Metal“. Nicht zuletzt ihres kongenialen Namens wegen sind die 2016 gegründeten The Hu zwar ohne Frage die derzeit bekannteste Band dieses Genres, verglichen mit anderen Formationen aber noch ein echter Newcomer: Das Genre, in dem klassischer Rock und Metal mit mongolischer Folklore gemixt wird, war bereits um die Jahrtausendwende im Kommen und in den 2010er-Jahren dank Bands wie Tengger Cavalry oder NINE TREASURES auch in Europa populär geworden.

Während sich erste leider unlängst aufgelöst haben, veröffentlichen NINE TREASURES mit „Awakening From Dukkha“ nun ein Best-of, auf dem sie die letzten zehn Jahre und drei Alben Revue passieren lassen. Dabei hat die Band aus Peking, deren Mitglieder aber alle aus der inneren Mongolei stammen, keine Mühen gescheut: Statt einfach die meinstgestreamten Songs ihrer bisherigen Alben in einen Downloadordner zu packen oder auf einen Datenträger zu pressen, haben NINE TREASURES die zwölf Stücke kurzerhand komplett neu aufgenommen.

Los geht der wilde Ritt mit „Black Heart“, dem flotten Opener des selbstbetitelten Albums „Nine Treasures“ (2013), ehe „Arvan Ald Guulin Hunshoor“ alle Qualitäten von NINE TREASURES auf dem Silbertablett präsentiert: Zarte Zupf- und Streichinstrumente treffen auf schmissige Gitarrenriffs und gurgelnden Gesang, der an Kehlkopfgesang erinnert – mit Texten auf mongolisch, versteht sich. Die Songs, die NINE TREASURES aus diesen Komponenten kreieren, überzeugen gleichermaßen mit extremer Eingängigkeit und faszinierend „exotischem“ Touch. So verschieden die musikalischen Welten sein mögen, aus denen sich NINE TREASURES bedienen: Das Resultat klingt so organisch, dass die Verschmelzung dieser Komponenten nicht etwa schräg klingt, sondern völlig logisch.

Der Aufwand, das Material für den Jubiläums-Release neu einzuspielen, macht sich dabei längst nicht nur bei den beiden Songs vom Debüt „Arvan Ald Guulin Hunshoor“ (im Original: 十丈铜嘴) bezahlt: Sogar die Stücke vom aktuellen, bislang nur digital veröffentlichten Album „Wisdom Eyes“ (2017) gewinnen durch die Neueinspielung enorm. Und das nicht nur, weil der kraftvolle und lebendige Klang der neuen Versionen dem etwas zu sterilen Sound der Originalveröffentlichung deutlich überlegen ist: Vielmehr haben NINE TREASURES auch das Arrangement betreffend nochmals etwas Feintuning betrieben und die eh schon detailverliebt komponierten Stücke um weitere Finessen bereichert.

Best-of-Alben wie auch Neueinspielungen alter Songs genießen in der Metal-Szene nicht eben den besten Ruf. Und das nicht grundlos – Beispiele für schlechte Best-ofs, schlechte Neueinspielungen oder auch schlechte Best-ofs mit neu eingespieltem Material gibt es genügend. Mit „Awakening From Dukkha“ legen NINE TREASURES das perfekte Gegenbeispiel vor: Das Material wurden mit viel Fingerspitzengefühl aufgearbeitet und die Songauswahl ist bis hin zur Reihenfolge der Tracklist stimmig. Abgerundet durch das starke, vor allem aber einheitliche Klangbild wirkt dieses Best-of schlussendlich so wertig wie ein „richtiges“ Full-Length. Damit ist „Awakening From Dukkha“ längst nicht nur für NINE-TREASURES-Neueinsteiger interessant, sondern auch für den treuen Fan, der bereits alle Alben dieser aussergewöhnlichen Band besitzt.

„Awakening From Dukkha“ ist derzeit ausschließlich digital über Bandcamp zum Preis von 8$ verfügbar.

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Wertung: 9 / 10

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