Review Nine Inch Nails – The Slip

Trent Reznor war in der Vergangenheit bekannt dafür, sich für seine Alben sehr viel Zeit zu nehmen. So erschienen in 11 Jahren nur drei Alben (die Remixes nicht mitgezählt). Nachdem der NINE INCH NAILS Mastermind mit „Year Zero“ seinen Vertrag mit Interscope erfüllt hatte, schien er sich endlich befreit zu fühlen und die Kreativität sprudelt nur so aus ihm heraus. Mit „Ghosts I-IV“ brachte er im Frühjahr bereits ein Album in Eigenregie heraus, auf dem aber die unverwechselbare Stimme des Mittvierzigers nicht zu hören war, da es sich bei der Veröffentlichung um ein Instrumentalalbum handelte. Nur ein paar Monate später beehrt uns Trent aber wieder mit stimmlicher Anwesenheit: „The Slip“ heißt das nächste offizielle Album. Genauso wie „Ghosts I-IV“ war die Veröffentlichung gratis im Internet zu bekommen und erschien erst später auf CD. Ein sehr löblicher Vertiebsweg, der bei Künstlern wie Saul Williams und Radiohead schon gut funktioniert hat.

Aber schlussendlich zählt nur die Qualität und die ist, das kann ich schon vorwegnehmen, nicht so hoch, wie wir es von NINE INCH NAILS gewohnt waren. „The Slip“ wirkt wie eine lauwarme Mischung aus Reststoffen von „With Teeth“, „Year Zero“ und „ Ghosts I-IV“. Aufgrund dieser Mischung wirken die Songs auch zum ersten Mal in der Geschichte der Band nicht stimmig und zusammengehörig.
Das Intro „999,999“ lässt noch auf Großes hoffen, leider werden dieser Erwartungen mit „1,000,000“ nicht wirklich erfüllt. Der Song ist gut, aber leider nicht mehr. Und so zieht sich die Durchschnittlichkeit durch die gesamte Länge des Albums. Immer wieder blitzen besonders gute Ideen durch („Echoplex“, „Head Down“), doch diese Genieblitze sind viel zu unausgegoren, um an das Prädikat „Kunstwerk“ heranzukommen. Hat man anfangs noch das Gefühl die Outtakes von „With Teeth“ zu hören, bekommen wir am Ende wenigestens Leckerbissen aus der „Ghosts I-IV“ Session. „Corona Radiata“ baut fast soundtrackartig eine düstere, sehr stimmige Atmosphäre auf, die im nachfolgenden Track noch fortgesetzt wird. Das abschließende „Demon Seed“ stellt für mich das beste Lied des Albums dar: Düster, komplex (für „The Slip“-Verhältnisse) und spannend. Auch der Gesang kommt hier das erste Mal aus dem farblosen Durchschnitt heraus.

Dass das Album gratis zu haben ist und als Dank an die Fans gedacht war, lässt mich milder auf die gebotene Qualität blicken. In Zukunft wünsche ich mir nur, dass Trent die verfügbare Freiheit und den damit einhergehenden Kreativitätsüberschuss zu kanalisieren weiß, denn ehrlich gesagt warte ich lieber 5 Jahre auf das nächste Album und zahle dafür, als alle paar Monate ein unausgereiftes Stück Musik zu erhalten. Objektiv handelt es sich bei „The Slip“ um ein durchschnittliches Industrial-Rock Album, das den Namen NINE INCH NAILS zu Unrecht trägt, aber eben auch nie wirklich schlecht ist.

Wertung: 6 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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