Review Nile – Those Whom The Gods Detest

  • Label: Nuclear Blast
  • Veröffentlicht: 2009
  • Spielart: Death Metal

Es ist immer noch schön zu sehen, dass es Bands gibt, die ihre Fans nicht wie andere mit einer (oft minderwertigen) Veröffentlichung nach der anderen beglücken. Zwei Jahre sind mittlerweile ins Land gegangen und bevor noch mehr Wasser den Nil runter fließt, erlöst die Antik-Death Kapelle NILE all jene, denen stumpfes und eintöniges Geknüppel zu stupide erscheint. Retrospektiv betrachtet, können Karl Sanders und seine Mannen bekanntlich eine beachtliche Bilanz an qualitativ hochwertigen Alben ihr Eigen nennen. Dennoch werden, wie so oft bei einer Band mit unverwechselbarem Stil, allzu schnell Vorwürfe der Stagnation etc. erhoben. Eine Tatsache, derer sich NILE keineswegs entziehen können. Im Gegenzug und das weiß mittlerweile jeder Headbanger, tischt die Band aus South Carolina aber technisch höchst anspruchsvolle Kost auf, welche die wenigsten bis dato enttäuscht hat.

Überraschen wird es also im folgenden niemanden, dass NILE auf ihrer mittlerweile 8. Exkursion ins Reich des alten Ägypten keine Experimente vornehmen und ihrem Stil unverändert treu bleiben: Zu Beginn fällt direkt die Auswahl der Songtitel ins Auge. Hatte man auf dem 2007er Werk „Ithyphallic“ schon mit „Papyrus Containing The Spell To Preserve Its Possessor Against Attacks From He Who Is In The Water“ einen der wohl längsten Titel der Musikgeschichte, stehen „Permitting The Noble Dead To Descend To The Underworld“ oder auch „Yezd Desert Ghul Ritual In The Abandoned Towers Of Silence“ dem in nichts nach. Länger, obskurer, NILE. Aber letztendlich sollte die Musik im Vordergrund stehen und hier schreit erstmal der Muezzin. „Kafir!“ beinhaltet nämlich arabische Gesangspassagen, wie man sie wohl auch dem alten Ägypten zuordnen könnte. Darüber hinaus präsentieren sich NILE natürlich von ihrer besten Seite. George Kollias knattert auf seinem Drumkit den Staub von jedem Sarkophag aus der noch so entlegensten Gruft. Die Gitarren/Bass Fraktion besinnt sich auf viele Breaks und erweitert den knapp 7 minütigen Reigen um den – mittlerweile auch bekannten – eher schleppenden Part, bevor Gongschläge und der erwähnte Gesang die Orgie beenden.

Ein Start in die Vollen, der allerdings die für NILE obligatorischen Fanfarenklänge vermissen lässt. Diese sind auch im weiteren Verlauf des Album kaum existent. Viel mehr besinnt man sich auf Pauken und Vocal-Einlagen um den Hörer ins Reich der Pharaonen eintauchen zu lassen. „Hittite Dung Incantation“ bietet im Anschluss wildes Geholze auf höchstem Niveau. Gerade George Kollias leistet bei diesem absoluten Nackenbrecher wirklich großartiges. So kann es gerne weiter gehen und letztendlich lassen sich NILE auch nicht lange bitten und fahren mit „Utterances Of The Crawling Dead“ erneut schwere Geschütze auf. Für Karl Sanders und Co. eher Midtempo, wird hier im Vergleich zu oft sperrigen Stücken ein wahres Groovemonster geboten. Gewohnt ägyptische Klänge folgen im Anschluss beim Titeltrack „Those Whom The Gods Detest“, welches darüber hinaus in seiner Länge von acht Minuten sehr abwechslungsreich daherkommt und alle bekannten Band-Trademarks auf den Punkt bringt. Aber NILE wären nicht sie selbst, wenn sie nicht rein instrumentale Stücke, in diesem Fall „Yezd Desert Ghul Ritual In The Abandoned Towers Of Silence“, in ihre Alben einbinden würden. Bei „Those Whom The Gods Detest“ fällt dieses mit 2.30 Minuten im Vergleich zum Rest des Albums eher kurz aus und besteht – wie bereits Eingangs erwähnt – eher aus arabischen Gesangseinlagen und dem zupfen anderweitiger orientalischer Instrumente.

„Iskander D’hul Karnon“ bietet dann nach einer knappen Stunde den würdigen Abschlußunseres Ausflugs in eine längst vergangene Epoche. Hier rattert die Fußmaschine und Karl Sanders sowie Dallas Toler-Wade holen auch das letzte Quäntchen aus ihren Instrumenten herraus. Friede, Freude, Eierkuchen oder wie sollte nun das Fazit lauten? Dass NILE nach wie vor die Speerspitze des technisch hochwertigen Death Metal bilden und fast jede Konkurrenz damit alt aussehen lassen, reicht alleine nicht, um einen Punktsieg einzufahren. Zumal ohnehin zu Beginn klar war, dass man sich diesbezüglich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen würde. Negativ, wenn auch eher in geringem Ausmaß, fallen sicherlich die erwähnten, oft monotonen ägyptischen Soundpassagen auf. Die majetätisch wuchtigen Einlagen die auf dem letzten Werk noch zu finden waren, sind passé und man widmet sich eher dem Death Metal als Solchen, was natürlich nicht weniger Reizvoll ist. Zudem lässt die Vocalfraktion überwiegend die bewährten tiefen Growls im Hals, aber auch das sollte keinen wirklichen Anlass zur Kritik bieten. NILE sind und bleiben in 2009 das was sie auch vorher waren, sprich eine absolute Ausnahmeband, die immer ein Garant für Value for Money sind.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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